Es ist Sonntag, 8 Uhr, wir wussten, dass wir heute mit dem Rad fahren wollten, hatten aber noch keinen Plan, wohin es gehen sollte. Ich hatte zwei Optionen im Kopf: Für die kommende Orbit360-Serie waren zwei Strecken im Raum Hamburg geplant. Da eine der Strecken einen Ort beinhaltete, den wir schon oft gefahren waren, die Holmer Sandberge, entschieden wir uns für die andere. Unsere Freunde Johanna & Timo hatten diese Strecke gescoutet und ich hatte interessante Fotos davon gesehen. Da wir aber nicht 190km fahren wollten, planten wir die Strecke um und bastelten uns eine knapp 100km Variante.
Nachdem wir gefrühstückt hatten, zumindest ich, da Jana heute Morgen nicht wirklich Lust hatte, viel zu essen, wollten wir uns fertig machen. Nun ja… Jana war es. Ich selbst musste mich erst einmal auf die Suche nach meinen Socken machen. Kennst du diese Situation? Man sucht in der Schublade nach dem Paar Socken, aber man kann sie einfach nicht finden. Man sucht immer weiter und plötzlich tauchen die Socken direkt vor den Augen auf? Wie blind kann man sein? Sei’s drum. Laden wir einfach die Route für das Wahoo herunter und los geht’s.





Weiter ging es durch Neuallermöhe, künstlich angelegt, irgendwie langweilig, aber auf eine Art auch ganz nett, zumindest die Häuser mit Zugang zu Wasser und einem Kanu im Garten. Durchaus schön. Habe ich ein Foto gemacht? Nein, natürlich nicht.
Kurz die Abzweigung verpasst, umgedreht und dann auf einem schmalen, dunklen Steg die Autobahn unterquert. Und dann weiter auf Schotter.



Den letzten Anstieg schoben wir die Räder hoch, da er ziemlich fies war. Erst eine schöne Abfahrt auf Schotter, dann eine 90 ° Kurve und plötzlich geht es bergauf. Leider standen genau in diesem Moment Leute mitten in der Kurve, so dass wir auf 0 abbremsen mussten. Jana hatte an diesem Tag schon mit ihren Allergien und der Atmung zu kämpfen, so dass wir nach dem Anstieg eine kurze Pause einlegten. Sie hatte ihr veganes Jerky ganz für sich allein. Aus irgendeinem Grund kann ich dem Zeug einfach nichts abgewinnen.


Im Nachhinein hätte ich mir das Folgende gerne erspart, aber wahrscheinlich war ich an diesem Tag zu impulsiv unterwegs. Irgendwo in Geesthacht belehrte mich ein muskulöser Typ aus seinem Auto heraus, dass es einen Radweg gäbe. Ich bestätigte zwar, dass ich mir dessen bewusst war, auf seine Aufforderung, diesen dann zu benutzen, antwortete ich aus Reflex mit einem „Halt die Fresse“ und so endete es damit, dass er mir, wie nicht anders zu erwarten, auf die Fresse anbot. Zu meinem Glück hatte er dann wohl einen anderen Gedanken und fuhr davon. Aber bis zu dem Punkt, an dem sich unsere Wege trennten, an der nächsten Kreuzung, war ich mir nicht sicher, ob er es nicht noch einmal in Betracht ziehen würde. Nun, ich hatte Glück und vielleicht werde ich beim nächsten Mal einfach still sein oder eine diplomatischere Antwort finden…
Über eine kilometerlange Privatstraße ging es dann zum nächsten Pausenort: dem Atomkraftwerk Krümmel.


Das Kernkraftwerk Krümmel ist ein deutsches Kernkraftwerk in Geesthacht. Es wurde 1983 in Betrieb genommen. Der Reaktor war der weltweit zweitgrößte seiner Art im kommerziellen Betrieb. Seit 2011 ist es aufgrund öffentlicher Proteste abgeschaltet.
Als wir oberhalb des Kraftwerks standen, war es kein mulmiges Gefühl, aber es war schon irgendwie seltsam.



Nach einer Pause ging es weiter durch den Wald in Richtung Besenhorster Sandberge. Nicht ohne wieder in einen kurzen Konflikt mit einer SUV-Fahrerin zu geraten, die der Meinung war, die Straße gehöre ihr. Irgendwie war das nicht mein Tag in Verbindung mit Menschen in Autos. Sei’s drum.
Ich war sehr neugierig auf die Besenhorster Sandberge, denn dort gibt es noch Teile der Ruinen einer ehemaligen Dynamitfabrik. Ich hatte sie auf Fotos gesehen und wollte dort unbedingt auch ein paar Fotos machen.
Leider war es relativ voll und andere Fotografen mit Models waren dort am Werk. So war sowohl die Ruhe als auch der Platz für weitere Fotos nicht gegeben. Wie auch immer, wir können ja jederzeit wieder hinfahren.
Die Szenerie ist insgesamt sehr faszinierend, denn die Natur erobert sich hier das Gebiet zurück. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Dächer der Gebäude begrünt, um sie vor Angriffen zu schützen, aber jetzt kann man sogar Bäume auf den Dächern entdecken. Wirklich interessant.



Nach der etwas längeren Pause in den Sandbergen ging es zurück Richtung Hamburg. So schön und entspannend der alte Marschbahndamm auch ist, weil man einfach viele, viele Kilometer ohne Autos durch Grün fährt, so langweilig kann er auch sein, weil man gefühlte Ewigkeiten nur geradeaus fährt. Vielleicht hat diese Monotonie auch dazu geführt, dass ich mehr über meine müden Beine und Rückenschmerzen geklagt habe. Die Kamera auf dem Rücken ist eben nicht immer so optimal. Mal sehen, wir werden Alternativen testen.
Über den Rückweg gibt es nicht mehr viel zu erzählen und wir haben auch keine Fotos mehr gemacht.

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