New Bike Day – Ribble CGR SL Gravel Bike mit Shimano GRX Di2
Lasst uns ganz am Anfang der Geschichte beginnen. Vor langer Zeit, in einer Galaxie, weit, weit entfernt… Halt, stop! Nicht soweit am Anfang. Also… Unsere „alten“ Gravel Bikes begleiteten uns nun seit Mitte 2020 auf den verschiedensten Untergründen und einigen kurzen und ein paar längeren Touren.
Die Gründe für die Wahl unserer Fahrräder war „damals“, so wie bei vielen von euch bestimmt auch: die Verfügbarkeit. Genau genommen: die Verfügbarkeit in der richtigen Rahmengröße und im passenden Budget. Ein passendes Fahrrad zu bekommen war im Sommer 2020 nämlich wirklich eine Herausforderung (nicht, dass es aktuell nicht genauso schwierig wäre). Björn konnte sich sein Canyon Grail CF SL als Jobrad sichern, während ich verschiedenste Läden in Hamburg und Onlineshops nach dem passenden Rad für mich abklapperte. Am Ende wurde es dann ein Specialized Diverge Base Carbon, welches etwas über meinem Budget lag und eigentlich eine Rahmengröße größer hätte sein können. Bis auf ein paar wenige Kriterien, hatten wir bei den Fahrrädern wenig Vorstellungen davon, was wir wirklich brauchen. Wir wollten uns einfach draußen eine schöne Zeit zu zweit auf dem Rad machen.
Was wir damals noch nicht wussten? Was sich so in zwei Jahren an unsren Vorstellungen bezüglich des Radfahrens ändern sollte.
Bikepacking war in dem Jahr jedenfalls für uns überhaupt kein Thema und darum haben wir nicht darauf geachtet, ob dies mit den Fahrrädern überhaupt möglich wäre. Nach unserer ersten Bikepacking Erfahrung, bei der wir ohne Zelt, Schlafsack und Co, sondern nur mit Kleidung für ein paar Tage, unterwegs waren, war uns klar: für Touren, bei denen wir komplett unabhängig sein wollen, sind unsere Räder nicht optimal. Also, vor allem Björn’s nicht. Das Diverge passt da schon ganz gut, aber das ist ein anderes Thema.
Bei unserer Suche nach passenden Fahrrädern und/oder möglichen Fahrrad-Partnern sind wir schließlich auf Ribble Cycles aus England gestoßen, beziehungsweise aufmerksam gemacht worden. So kam eines zum anderen und wir konnten Ribble als Partner gewinnen. Darüber sind wir sehr glücklich.
Nach ein paar ungeduldigen Wochen des Wartens erreichten uns vor Kurzem endlich die neuen Bikes.
Da wir nie supersportliche Radfahrer sein werden und dies auch nicht vorhaben, haben wir uns die Räder nach unseren Bedürfnissen und Einsatzzweck zusammenstellen lassen. Zum Glück ist da bei Ribble die Auswahl riesig, sich sein Bike den eigenen Wünschen entsprechend aufbauen zu lassen. Der Bike Builder auf Ribbles Website macht es einem leicht und am Ende bekommst du kein Fahrrad von der Stange, so wie es sonst jeder hat.
Das Fahrrad unserer Wahl: Das Ribble CGR SL
Auf Grund der schwierigen Verfügbarkeiten ist das Ribble CGR (Cross. Gravel. Road) SL aktuell die beste Alternative für uns zum Ribble Gravel (Explore. Race. Escape.) SL, welches für uns das Traumbike zum Bikepacken wäre. Der Rahmen des Gravel SL bietet mehr mögliche Anschraubstellen als der des CGR.
Wir haben uns für 650B Reifen in einer 47 breite entschieden. Die breiten Reifen eigenen sich für verschiedenste Untergründe und geben uns auch mit viel Gepäck ein sicheres Gefühl.
Natürlich sind die WTB Reifen Tubeless Ready und einer unserer nächsten Schritte wird es sein, dies auch zu nutzen. Im Rahmen des CGR SL ist noch viel Luft – das bedeutet das wir sogar breitere Reifen einsetzen könnten, wenn wir es denn wollten. Der Carbon-Rahmen des CGR SL hat eine sportliche Geometrie, daher ließen sich auch 28 Zoll Laufräder und schmalere Reifen einsetzen. Das macht dieses Fahrrad auf jeden Fall zu einem für uns perfekten „Allrounder“.
Ein stabiler Alu-LEVEL Lenker mit viel Platz für Taschen durch ein schönes Flare, eine Shimano GRX Di2 Schaltgruppe 1×11 fach und eine Shimano GRX hydraulische Scheibenbremse runden das ganze ab.
Besonders die elektronische Schaltgruppe hat uns schon bei der ersten Fahrt direkt überzeugt. Darauf möchten wir nicht mehr verzichten. Der Unterschied zu einer mechanischen Schaltung (vor allem zu Scram Apex 1) ist einfach riesig groß.
Rein optisch ist das Ribble CGR SL nebenbei auch sehr schön anzusehen. Kaum sind wir nach einer Tour wieder zu Hause können wir es kaum erwarten, mit den Ribble Bikes wieder loszufahren.
Das Rad und seine Komponenten machen viel Spaß. Als nächstes Testen wir die Bikes auf ihre Bikepacking Fähigkeiten. Wir vermuten, dass auch dieses Erlebnis richtig gut wird!
Technische Fakten
MATERIAL
Toray T1000/T800 Voll Carbon Monocoque
SCHALTGRUPPE
Shimano GRX Di2 RX815 1×11 fach
BREMSEN
Shimano GRX Hydraulisch Disc
LENKER & VORBAU
Level Gravel Leichtmetall 6061 31.8 Flared Lenker // Level 1 Leichtmetall Vorbau
LAUFRÄDER
Mavic ALLROAD SL DISC CL Road+ Laufradsatz
REIFEN
WTB Byway Road Plus TCS Reifen Tan 650 x 47c
VIDEO
Schau dir unseren NEW BIKE DAY Vlog auf YouTube an.
Romantisch, harmonisch oder chaotisch? Wie das Rad euch zu einem besseren Team macht.
Nicht in allen Lebenslagen haben Paare, auch wir nicht, die gleichen Interessen und Ziele. Angeblich lassen sich aber genau dadurch Spannungen und Stress abbauen. Ob das wohl wirklich so ist?
Unschwer zu erkennen – wir zwei lieben es, unsere gemeinsame Zeit draußen auf dem Fahrrad zu verbringen. Es macht uns einfach glücklich, diese Leidenschaft teilen zu können.
Unserer Erfahrung nach ist es auf jeden Fall schön zu wissen, dass wir, wenn freie Zeit ansteht wie an den meisten Wochenenden, den/die Partner:in nicht zu Hause lassen müssen.
Die Frage, was wir am Wochenende machen, erübrigt sich dadurch übrigens auch.
Ob unsere Touren jedes Mal romantisch sind? Eher nicht. Auch sind die nicht immer harmonisch, denn an manchen Tagen gibt es eben immer was zu meckern, was definitiv herausfordernd sein kann. Das gilt für uns beide. Die überwiegende Zeit haben wir aber wirklich viel Spaß gemeinsam. Wir lachen viel, motivieren uns mit lustigen Dingen und Quatsch, hören auf den/die andere:n, wenn diese:r eine Pause, etwas zu essen oder etwas anderes braucht und lieben es, gemeinsam die Umgebung zu entdecken. Gerade auf längeren Routen können wir uns gegenseitig motivieren – oder auch zum frühen Aufstehen. Es ist nämlich nicht so, dass wir es lieben im Dunkeln aufzustehen.

Ob wir einzeln auf die Idee gekommen wären ganze Tage oder mehr auf dem Fahrrad zu verbringen? Wir können nicht wissen, was wäre, wenn, aber wir können vermuten, dass wir alleine nicht zwangsläufig dazu gekommen wären. Björn war ja mit seinen Fixies immer eher urban unterwegs und Rennrad fahren als Sport war nie seins. Und für mich war das Rad immer ein Fortbewegungsmittel. Ich hatte aber auch kein wirklich gutes Fahrrad bevor ich Björn kennenlernte. Wir profitieren also beide davon, denn unsere gemeinsamen Touren, unsere Erlebnisse und unsere Zukunftsplanungen zum Fahrradfahren bringen uns näher zusammen.
Die Vorteile beim Radfahren mit dem/der Partner:in? Ganz einfach, wir wissen genau, was geht, wie fit der/die andere ist und wo unsere Herausforderungen liegen. Wir können leicht Rücksicht auf die Fitness des anderen nehmen, können das bei Planungen miteinbeziehen und können uns auch motivieren, wenn eine:r mehr und der/die andere weniger Lust hat. Wir verbringen die Zeit mit gemeinsamen Planen und am Ende mit gemeinsamen Fahrten. Also mit dem wichtigsten: gemeinsame Zeit. Zeit die wir für uns sind, im Besten fall fernab vom Alltag und vielen anderen Menschen.

Der Schlüssel für eine entspannte Radtour mit dem/der Partner:in ist Rücksichtnahme. Was sich beim ersten Mal noch wie eine Herausforderung anfühlt, wird bald darauf abgelöst von Sicherheit. Man weiß, wie sich der/die Partner:in auf dem Rad verhält (zumindest meistens), man lernt sich kennen, fern von den ganzen Ablenkungen unserer modernen Welt und kann auch lernen, wie man Krisen gemeinsam meistert. Mag das bei einer Tour nur ein mechanisches Problem, ein Platten oder der gute alte Hunger sein, kann das auch auf den Alltag übertragen werden. Denn schließlich lassen sich die meisten Probleme lösen.
Du liebst das Radfahren, aber dein:e Partnerin tut es nicht? Teile deine Liebe. Begeisterung für etwas kann ansteckend sein.
Wir haben 8 Tipps für dich, die dir helfen können, die Begeisterung für’s Radfahren in ihm/ihr zu wecken. Ganz wichtig dabei, erinner‘ dich daran, was das Feuer in dir entfacht hat.
// TIPP #1
Passendes Fahrrad
Sorge dafür, dass dein:e Partner:in ein passendes Fahrrad hat - wichtig ist z. B. die richtige Größe. Und was nützt es, wenn du auf einem super leichten Rennrad unterwegs bist und dein:e Partner:in ein schweres Hollandrad fährt? So hat niemand von euch Spaß.
// TIPP #2
Gemeinsam planen
Plant eure Tour zusammen und REALISTISCH. Es müssen keine 100 km sein, fangt klein an und tastet euch ran.
// TIPP #3
Pausen
Pausen! Macht genügend davon, achtet aufeinander und denkt an etwas zu essen und ausreichend zu trinken. Oder sorgt dafür, dass ihr unterwegs etwas zu essen & trinken bekommt.
// TIPP #4
Belohnungen
Belohnungen müssen sein! Entweder belohnt ihr euch mit einem leckeren Essen nach euer gemeinsamen Fahrt oder ihr plant Pausen dafür ein. Wer kann schon nein zu einem Stück Kuchen oder einer Kugel Eis sagen?
// TIPP #5
Vorfreude
Fragt eure:n Partner:in, was er/sie mag, ob es bestimmte Orte gibt, die er/sie besuchen möchte oder ob es besondere Vorlieben gibt. Plan' das für die Tour mit ein, das steigert nicht nur die Vorfreude, sondern auch die Motivation.
// TIPP #6
Exit Strategy
Nichts wäre schlimmer, als bei der ersten gemeinsamen Tour im "Nirgendwo" zu stehen und nicht wegzukommen, wenn es Probleme (mechanische oder körperliche) gibt. Plane möglichst so, dass immer ein Ausweg in der Nähe ist.
// TIPP #7
Passende Jahreszeit
Startet im Sommer, wenn das Wetter gut ist und nicht bei Kälte und Regen. Die Bedingungen sollten so angenehm wie möglich sein.
// TIPP #8
Ohne Druck
Sei geduldig, höre zu, beobachte und teile deine Begeisterung. Setze deine:n Partner:in nicht unter Druck!
Going Home - Unser erstes Bikepacking-Abenteuer
Wieso eigentlich “Going Home”, wenn wir doch zuhause in Hamburg losfahren?
Ganz einfach: Wie so viele Menschen auf der Welt, haben wir unsere sozialen Kontakte in den letzten 1,5 Jahren drastisch reduziert. Video-Calls mit Freunden wurden das neue Normal. Doch der persönliche Kontakt zu unseren Familien litt dadurch am Meisten. Waren sie doch nicht geübt im Umgang mit der Technik und den ganzen modernen Kommunikationsmöglichkeiten.
Da unsere Familien aber 100-300km von uns entfernt leben, und wir beide nicht Auto fahren, gab es nur die Möglichkeit mit dem Zug zu ihnen zu fahren. So lange wir und auch unsere Familien nicht vollständig geimpft waren, wollten wir aber kein Risiko eingehen und womöglich noch den Virus einschleppen.
Im Laufe der Zeit hat sich auch bei Björn eine gewisse Angst sich selbst anzustecken breit gemacht. Allein damit war sehr schwer umzugehen. In dieser Zeit hat uns aber eine Sache immer und immer wieder geholfen den Kopf frei zu kriegen und etwas Normalität zu geniessen: das Raus mit dem Fahrrad in die Natur.
Als wir dann endlich alle geimpft waren, war relativ schnell klar, dass wir unsere Familien besuchen wollten. Mit dem Fahrrad. Idealerweise lebten Familienmitglieder so verteilt, dass es gute Tagesetappen für uns waren. Es sollte also unsere erste Bikepacking-Reise werden. Eine Reise auf der wir auch Orte unserer jeweiligen Vergangenheit gemeinsam neu entdecken würden.
Dass die entschleunigte Reise mit dem Fahrrad gleichzeitig eine Art langsames zurück unter Menschen werden sollte, war uns vorher noch gar nicht so recht bewusst, zeigte sich aber schon mit der Entspannung, die sich nach den ersten Kilometern bei uns breit machte. Der Stress des Alltags war direkt aus den Köpfen verschwunden, wir dachten nicht über die Pandemie nach. Wir freuten uns nur auf das gemeinsame Abenteuer.
// TAG 1
HAMBURG - BREMEN
Es ist Tag 1 unseres GOING HOME Abenteuers. Geplant haben wir 140 km von Hamburg nach Bremen zu fahren, wo Janas Vater wohnt.


Als der Wecker um 4 Uhr morgens klingelte, war Björn bereits seit einer Stunde wach. Er hatte nicht besonders gut geschlafen, da er seit zwei Tagen unter Rückenschmerzen litt. Außerdem schien unsere Katze zu ahnen, dass wir abreisen würden, denn sie kam immer wieder zu uns ins Bett und verlangte etwas Aufmerksamkeit. Also gaben wir ihr noch ein paar Streicheleinheiten, bevor wir gehen mussten.
Am Vorabend hatten wir bereits die Fahrräder gepackt und nach einem leckeren Frühstück standen wir vor der ersten Herausforderung des Tages: Wie bekommen wir die voll beladenen Fahrräder aus dem 4. Stock herunter? Oder nehmen wir die Taschen wieder ab und bringen sie unten wieder an? Nee, wir haben sie drangelassen und die Fahrräder so runtergeschleppt. Nicht ideal, aber es hat funktioniert.
Oh nein, ein platter Reifen! Glücklicherweise nicht. Allerdings fühlte es sich so an, als wir auf unsere vollgepackten Fahrräder stiegen und losfahren wollten. Nach ein paar Metern hatte man sich aber schnell daran gewöhnt. Auf der Straße spürte Jana das Gewicht kaum, den Vergleich zum weniger bepackten Rad umso mehr, als sie später die Taschen abnahm.
Um 5:55 Uhr nahmen wir die erste Fähre des Tages nach Finkenwerder und überquerten die Elbe. Während wir auf die Fähre warteten, bewunderten wir wieder einmal die Schönheit des Hafens bei Nacht. Das Lichterspiel der Kräne ist einfach atemberaubend. Oh Hamburg, an diesem Anblick werden wir uns nie satt sehen.

Als wir die Fähre verließen, begann endlich die eigentliche Fahrt, und voller Aufregung traten wir in die Pedale. Es dauerte nicht lange, da waren wir klatschnass, nicht vom Regen oder Schweiß, nein, die Luftfeuchtigkeit lag bei satten 95 %. Björn fühlte sich in den Regenwald von Costa Rica zurückversetzt.
Obwohl die Luft sehr feucht war, war es dennoch sehr angenehm. Schon auf den ersten Kilometern ließen wir den Alltag (und unsere Sorgen) hinter uns.
Dummerweise fing Janas Bremse an zu quietschen….
Nach ein paar Kilometern befinden wir uns mitten auf einer Wiese. Es ist kein Weg zu sehen. Ach, Komoot, bist du schon wieder betrunken? Ungeachtet dessen rollten wir grob in die richtige Richtung, wobei wir uns an den Windrädern orientierten, zumindest an dem, was wir von ihnen erkennen konnten. Es war ziemlich neblig da draußen.


Durch den Sturm der letzten Nacht waren die Wege teilweise überflutet oder mit Sand überspült. Aber wenigstens waren die Gewitter vorbeigezogen. Wir hofften, dass es so bleiben würde…
Und zum Glück war es so. Der Nebel und die Feuchtigkeit begleiteten uns eine ganze Weile, aber die Temperaturen stiegen und die Sonne kam langsam zum Vorschein.




Zurück zu Janas Bremse.
Sie quietschte, die Bremse. Es lag nicht daran, dass sie vom Regen überall nass war, denn zum Glück regnete es ja gar nicht.
Nee, das Problem war hausgemacht. Es war keine so kluge Idee von Jana, die Bremsbeläge vor einer 3-tägigen Tour zu wechseln UND nicht Probe zu fahren und sie eventuell nachzustellen. Leider haben schlechtes Wetter und eine Nebenhöhlenentzündung kurz vor unserer Reise die Pläne dafür über Bord geworfen.
Das Rad ausbauen und prüfen, was das Problem sein könnte? Das wäre zwar möglich gewesen, aber mitten im Nirgendwo wollten wir das vermeiden. Also haben wir einfach durchgehalten und sind weitergefahren.


Entlang der schönen Straßen durch Felder und Wiesen wurde unser Weg sehr oft von Maisfeldern eingerahmt. Links ein Maisfeld, rechts ein Maisfeld.
Die Maissaison ist in vollem Gange, und so werden uns die Maisfelder nicht nur auf den ersten 140 km begleiten, sondern noch eine ganze Weile.
„Woher kommt das ganze Blut? Und was noch wichtiger ist: Warum trete ich so seltsam in die Pedale?“
Björn hatte sich beide Oberschenkel an seinem Top Tube Bag aufgescheuert. Es sah aber offenbar schlimmer aus, als es war.


Und diese verdammte Bremse quietschte immer noch. Und als ob das nicht schon nervig genug wäre, wurde es auch noch lauter und lauter. Zum Glück hat sie aber gebremst.
Wo wir gerade beim Thema Nerven sind, wir mussten einen 2 km langen Umweg für eine 100 m lange Baustelle fahren, da die deutschen Verkehrsplaner kaum Rücksicht auf Radfahrer nehmen.
Aber wir hatten leider keine Wahl, um diesen Umweg zu vermeiden.
Wir begegneten einem Esel und stellten fest, dass Esel einfach die besseren Pferde sind.


Ein Stück weiter machten wir eine Pause und Jana probierte einen neuen Riegel namens Spinatpirat und spuckte ihn gleich wieder aus. Igitt! Zur Beruhigung gab es dann noch einen leckeren Schoko-Protein-Riegel.
Unweit unseres Tagesziels wurden wir von einem netten Rennradfahrer angesprochen, der uns neugierig fragte, was wir vorhätten, also fragten wir ihn nach einem Fahrradgeschäft in Bremen, das uns mit der quietschenden Bremse helfen könnte: er bestätigte unsere Befürchtungen, leider: an einem Samstagnachmittag waren alle kleinen Geschäfte in der Umgebung geschlossen.


Als wir bei meinem Vater ankamen, wurden wir mit einer erfrischenden Dusche begrüßt, gefolgt von einem alkoholfreien Bier und einem großen Baguette.
Wir waren kaputt, müde, aber sehr glücklich und froh, den ersten Tag so gut überstanden zu haben. Aber wir hatten immer noch das Problem mit der Bremse …
Wir bauten das Vorderrad aus, setzten es wieder ein, setzten die Bremsbeläge ein und nahmen sie wieder heraus. Nach einer Stunde des Hin und Her half es, den Bremssattel zu lösen und wieder festzuschrauben. Das Geräusch war weg. Zum Glück, denn sonst hätten wir die nächsten 130 km am nächsten Tag nicht geschafft.
Björn sah die Fortsetzung der Reise schon gefährdet, denn zwischendurch bewegte sich das Vorderrad überhaupt nicht. Zum Glück war dieses Problem nach langen 11 Stunden auf dem Rad gelöst.
Erschöpft fielen wir ins Bett, allerdings nicht bevor wir eine Pommes-Pause für den nächsten Tag geplant hatten …
Unsere Lehre aus diesem Tag: Plane eine Pause ein, um etwas Richtiges zu essen. Trockene Laugenstangen und Riegel allein sind okay, aber nichts, was dem wirklich nahe kommt (nicht dass Pommes etwas Richtiges wären), aber zumindest haben sie uns motiviert.
Also planten wir für den nächsten Tag einen Pommes-Stopp. Da unser Weg uns am Dümmer See vorbeiführte, bot es sich geradezu an, diesen See als Anlass für eine Pause zu nehmen. Vor allem, weil wir planten, gegen Mittag dort zu sein, etwa auf halber Strecke unserer Route.
Schließlich luden wir alle wichtigen Geräte auf und schlossen die Augen, um auch unsere Batterien für den nächsten Tag aufzuladen.
// TAG 2
BREMEN - OSNABRÜCK
Tagesordnung für heute: 136km von Bremen nach Osnabrück. Die Hälfte unserer Route und die Heimat von Janas Zwillingsschwester.

Tag 2 unserer Going Home Tour war lang. Länger als der erste Tag und hatte ein paar Höhenmeter mehr. Diese warteten kurz vor unserem Tagesziel und zögerten unsere Zeit im Sattel unnötig heraus. Aber beginnen wir am Anfang.

Täglich grüßt das Murmeltier. In unserem Fall bedeutet dies: Wecker klingeln um 4:43 Uhr. Da wir niemanden Wecken wollten und uns in Ruhe im dunkeln davon schleichen wollten, starteten wir ausnahmsweise ohne einen Kaffee. Und ohne Frühstück.
Für Björn gab es eine Runde Yoga um seinen Rücken auf den Tag auf dem Rad vorzubereiten.
Dank Janas Vater hatten wir veganen Brotaufstrich und veganen Käse dabei, Jana hatte schon am ersten Tag vegane Chili-Mayonaise in der Tasche (man weiß ja nie). Nun fehlten uns nur noch die Brötchen für ein Frühstück.

Unser Plan war, im Dunkeln loszufahren und bei der ersten Bäckerei anzuhalten, um zu frühstücken. Da es Sonntag war, als wir um 6:20 Uhr aufbrachen, hatten wir noch ein kleines Stück Weg vor uns, bevor das Frühstück in Reichweite war…. (Warum machen die Bäckereien in kleinen Dörfern soooo spät auf?)
Wir verließen Bremen im Dunkeln, durch neblige Wälder und über Land, es war kälter als am Vortag, aber wir kamen gut voran.





30 km später war es soweit. In einer kleinen Stadt namens Bassum und der ersten örtlichen Bäckerei, die wir finden konnten, wurde das lang erwartete Frühstück serviert. Ein kleiner „Reisepark“ etwas außerhalb von Bassum bot uns eine Bank und wir nutzten die Gelegenheit. Und wieder eine Lektion gelernt: bei der nächsten Tour ein Mehrzweckmesser dabei haben. Diesmal klappte es aber auch ohne. Gestärkt durch das Frühstück konnten wir die nächsten 100 km in Angriff nehmen.

Um einen Rhythmus für unsere Pausen zu finden, beschlossen wir, dass ein längerer Stopp alle 30 km schön wäre, also stellte Björn seinen Wahoo auf Runden von 30 km ein, um eine Erinnerung zu haben (sehr schlau von ihm!)





Langsam wurde es wärmer und wärmer, wir kämpften gegen starken Gegenwind, waren aber froh über die Wärme der Sonne. Wir konnten Armlinge und Beinlinge ausziehen.
Nach etwa 90 km konnten wir am Dümmer-See die lang ersehnte Pommes-Pause einlegen. Der Imbiss begrüßte die „Biker“ (mit und ohne Motor).
Eine Portion Pommes und ein kaltes zuckerhaltiges Getränk waren genau das, was wir jetzt brauchten. Zur Stärkung und als Motivation.
Ein kurzes Stück fuhren wir am See entlang, was nach 1,5 Tagen fast ohne Menschen ein wenig überwältigend war. An einem sonnigen Sonntag zur Mittagszeit verbrachten viele Menschen ihre Zeit am See. Ein paar zu viele für uns.
Langsam merkten wir, dass unsere Hintern wund waren und das Sitzen im Sattel sehr unbequem wurde.


Weiter ging es bei Gegenwind. Eines der nervigsten Dinge an diesem Tag. Es gab viel Gegenwind und für alle, die es noch nicht wissen: Gegenwind ist Janas ultimativer Erzfeind. Gegenwind kostet sehr viel Energie.
Trotzdem waren wir gut gelaunt, auch wenn wir langsam merkten, wie unsere Hintern immer mehr schmerzten und unsere Muskeln (und leider auch Björns Knie) nach einer längeren Pause verlangten.
Unsere Hintern taten weh. Also suchten wir nun regelmäßig „ruhige“ Stellen am Wegesrand auf, nicht nur um zu pinkeln und Wasser zu tanken, sondern auch um neue Chamois-Creme aufzutragen. Immerhin hatten wir noch mindestens 1,5 Tage im Sattel vor uns.
Irgendwann begann Björn zu singen. Zu jedem Stichwort fiel ihm ein passendes Lied ein. Dummerweise war es nicht gerade schön. Aber es hielt uns wenigstens bei Laune. Das herrliche Spätsommerwetter hat auch geholfen.
Dass es nur noch wenige Kilometer bis Osnabrück sind, war ein trügerischer Gedanke. Schließlich kamen uns die letzten 30 km auf unserer Route unendlich lang vor und die Landschaft vor uns wurde immer hügeliger. Björn beschimpfte die hügelige Landschaft, aber das änderte (überraschenderweise) gar nichts.
Wir kamen immer langsamer voran. Die Hügel und Steigungen kurz vor unserem Ziel forderten ihren Tribut und zehrten an unseren letzten Kräften.


Als wir das Ziel vor Augen hatten, schoben wir unsere Räder den letzten Hügel hinauf, da wir nach all den Stunden im Sattel nicht mehr bereit waren, diese letzte Herausforderung anzunehmen.
Vor der Haustür von Janas Schwester putzten wir grob den Dreck von unseren Fahrrädern, damit sie bei uns in der Wohnung übernachten konnten, schleppten die Räder hoch und wurden mit einer Waldmeister-Schorle versorgt.
Wir haben geduscht, Pizza bestellt und Björn hat sein Knie gekühlt. Er überlegte, wie das schmerzende Knie den dritten Tag überstehen sollte. Immerhin hatten wir noch einen 120 km langen Tag vor uns.
Währenddessen schnitt Jana ihrer Schwester die Haare, bis uns die Müdigkeit einholte.
Ab auf die Schlafcouch.
Ob wir unsere geplanten Kilometer am dritten Tag schaffen würden, war noch unklar.
// TAG 3
OSNABRÜCK - WERNE
Die letzten 120km unserer Reise standen uns bevor, auf zu Björns Mutter.

„Piep, piep, piep.“ 4:43 Uhr, und der Wecker klingelte. Hallo, Tag drei.
Heute gab es frischen Kaffee aus der French Press, Janas Schwester war mit uns aufgestanden, und so frühstückten wir gemeinsam und saßen alle mit einer Tasse Kaffee am Tisch. Wir mußten jetzt eine Entscheidung treffen.
Würde Björns Knie die geplanten 120 Kilometer schaffen? Welche Alternativen hatten wir? Wir wollten in den nächsten Tagen noch ein bisschen in der Umgebung von Werne Rad fahren, was natürlich nicht geht, wenn das Knie völlig kaputt ist. Was war also unsere beste Option?
Nach einer Runde Yoga und einer Entscheidungsfindung trugen wir unsere Fahrräder voll bepackt die Treppe hinunter. Draußen war es bereits hell, da wir uns mehr Zeit gelassen hatten. Und es war kälter als die letzten Tage.
Nach etwa 3 Kilometern erreichten wir den Bahnhof von Osnabrück. Wir nahmen einen Zug nach Münster, so dass wir 80 km abkürzen und die restlichen Kilometer bis Werne mit dem Fahrrad fahren konnten. Wir hofften, dass Björns Knie auf diese Weise weniger belastet würde und wir trotzdem nicht ganz auf das Radfahren verzichten mussten.
Natürlich konnten unsere Räder im Zug nicht richtig gesichert werden, so dass Jana an jeder Haltestelle aufstehen und ihr Rad festhalten musste. Was waren wir froh, als wir in Münster ankamen und wieder auf unsere Räder steigen konnten.










Als wir endlich in Werne ankamen, machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Zuerst besorgten wir ein paar Dinge in einer Apotheke, dann gingen wir zu Björns bevorzugtem Obst- und Gemüsestand. Wir kauften Bananen und Pflaumen aus der Region.
„Ihr seid doch nicht den ganzen Weg von Hamburg mit dem Fahrrad gekommen, oder?“, ein alter Freund von Björn arbeitet am Bio-Obst- und Gemüsestand. Ungläubig starrte er uns an und begann den Kopf zu schütteln. Er schenkte uns Möhren für die längste Fahrradtour des Tages.

Als wir bei Björns Mutter ankamen, wurden wir von ihrem Hund überschwänglich begrüßt. Wir haben nichts anderes erwartet, aber für mich ist das immer ein bisschen zu viel. Ich mag unsere ruhige Katze doch lieber.
Am Nachmittag war es Zeit für einen Einkaufsbummel im Stadtzentrum. Während der Fahrt hatten wir uns überlegt, unserem Körper etwas Gutes zu tun und beschlossen, das örtliche Natursolebad zu besuchen. Dafür hatten wir allerdings keine Kleidung dabei, also mussten wir sie spontan besorgen.
Nach drei Tagen auf dem Rad und insgesamt 320 Kilometern waren unsere Körper ein wenig wund, aber wir waren sehr froh, dieses Abenteuer fast wie geplant bewältigt zu haben.
Wir waren so glücklich und aufgeregt, dass wir in unseren Köpfen bereits Pläne für die nächste größere Bikepacking-Tour schmiedeten.
Eine Sache, die wir auf jeden Fall als Lehre mitnehmen werden, ist, kürzere Etappen in Betracht zu ziehen, vielleicht um die 80 Kilometer, um mehr Zeit zu haben, verschiedene Orte zu genießen und nicht den ganzen Tag nur im Sattel zu sitzen. In Verbindung mit dem Fotografieren ist das schon sehr zeitaufwendig.
Die wichtigste Frage ist jedoch: Wann werden wir das nächste Bikepacking-Abenteuer unternehmen?
Festive 500 – wie bereiten wir uns darauf vor?
Seit 11 Jahren gehört Rapha’s Festive 500 für viele Radfahrer zur Weihnachtszeit. 500 km in acht Tagen fahren und den Elementen auf dem Rad trotzen, oder wie viele andere im Warmen vor dem Fernseher sitzen und sich die Bäuche vollschlagen? Klingt nach einer einfachen Entscheidung, oder?
Wir haben beschlossen, in diesem Jahr die Festive 500 in Angriff zu nehmen, anstatt Zeit zu Hause mit unseren Familien zu verbringen. Für uns ist es in diesem Jahr das Richtige, unter uns zu bleiben und weder uns noch andere dem Risiko auszusetzen, sich anzustecken.
Für uns ist es das erste Mal, dass wir an der Festive 500 Challenge teilnehmen, und angesichts der kalten, dunklen und regnerischen Wintertage, die vor uns liegen, kann es schwierig sein, die Motivation zu finden, nach draußen zu gehen und zu fahren. Die Tatsache, dass wir beide die Herausforderung gemeinsam angehen und nicht eine Person allein nach draußen gehen muss, ist ein großer Vorteil für uns.
Wir haben die letzten Tage damit verbracht, uns vorzubereiten und nachzudenken, denn wie man so schön sagt: „Wer nicht plant, plant zu scheitern“.

DIE ROUTEN
Was die Gestaltung der Festive 500 angeht, so war es schon immer offen für verschiedene Auslegungen, ob man lang oder kurz, auf der Straße oder im Gelände, allein oder mit Freunden fahren möchte. In diesem Jahr werden zum ersten Mal virtuelle Zwift-Kilometer gezählt.
Da wir, wie gesagt, in diesem Jahr keine familiären Verpflichtungen haben, haben wir beschlossen, die 500 km auf die 8 Tage zu verteilen, was einem Durchschnitt von 62,5 km pro Tag entspricht. Außerdem können wir frei entscheiden, wann wir an dem jeweiligen Tag aufs Rad steigen wollen, da niemand auf uns wartet.
Mit Komoot haben wir für uns eine Sammlung von Routen erstellt, einige auf und einige abseits der Straße. Das gibt uns die Möglichkeit, an Tagen mit schlechtem Wetter auf der Straße mehr Strecke in weniger Zeit zurückzulegen. An sonnigen Tagen können wir auch längere Strecken fahren, um einen gewissen Puffer für vermeintliche Regentage zu haben.
Eine Auswahl an Routen mit Entfernungen zwischen 50 und 100 km scheint uns eine gute Lösung zu sein, um an Tagen, an denen sich die Beine gut anfühlen, eine längere Route und an Tagen, an denen es regnet, eine kürzere Route zu wählen.
DIE ERNÄHRUNG
Die wichtigste Frage (vor allem für mich): Was essen wir, um 8 Tage am Stück fit auf dem Rad zu sein? Klar, wir könnten jeden Tag mit einer schnellen Scheibe Toast beginnen und nach der Fahrt Nudeln kochen und ein Glas Pesto öffnen, aber das würde uns weder genug Energie geben, noch würde es Weihnachten gerecht werden – denn das Beste an Weihnachten ist auch das leckere Essen.
Also haben wir einen Plan gemacht: für Frühstück und Abendessen. Wir beginnen jeden Tag mit gesunden Fetten, langkettigen Kohlenhydraten und pflanzlichem Eiweiß. Unsere Schüssel besteht aus Vollkornhaferflocken, und dann fügen wir alle möglichen Samen, Nüsse, Früchte, Erdnussbutter, Datteln und auf jeden Fall dunkle Schokolade hinzu. Das macht uns lange satt und gibt uns genug Kraft für die kommenden Kilometer.
Unterwegs werden wir viel Wasser trinken, Clif Bars, vegane Snackwürste und Obst essen.
Und dann? Wenn wir müde und hungrig wieder zu Hause ankommen? Dann gibt es ein festliches Winteressen: Selbstgemachter Rotkohl, veganes Gulasch und Pfannenknödel stehen u. a. auf dem Speiseplan. Vieles davon ist schon vorbereitet, so dass man nicht stundenlang in der Küche stehen muss. Und jeden Tag gibt es etwas anderes, denn jeden Tag das Gleiche wäre ja auch langweilig.
Wenn wir die 500 km für die Festive 500 so nicht schaffen, dann liegt das wenigstens nicht an der Verpflegung.


DAS KIT
Schichten, Schichten, Schichten. Hier in der nördlichen Hemisphäre haben wir mit Wind, Kälte und Regen zu kämpfen. Die Temperaturen können von -2°C bis 10°C schwanken. Da ist es gar nicht so einfach, sich entsprechend zu kleiden. Irgendwie ist man immer entweder zu warm oder zu kalt angezogen.
Unsere Basics sind: ein warmer langärmeliger Baselayer, wir haben mehrere zur Auswahl, in verschiedenen Stärken. Warme Socken. Warme Winter-Trägerhosen und ein langärmeliges Thermotrikot. Je nach Temperatur kommt noch eine Jacke oder eine Weste dazu. Idealerweise packen wir etwas zum Wechseln ein, damit wir uns warm halten können, falls es sehr nass wird.
Um unsere Gliedmaßen warm zu halten, hat jeder von uns zwei verschiedene Paar Handschuhe, eine warme Mütze für unter den Helm und für die Füße haben wir uns für Überschuhe aus Neopren entschieden.
Der größte Schwachpunkt ist vielleicht, dass wir nicht alles in mehreren Ausführungen haben, und wenn es sehr stark regnet, kann es sein, dass die Bibs vom Vortag noch nicht trocken sind. Das Gleiche könnte passieren, wenn wir es nicht schaffen, die Wäsche nach dem Waschen trocken zu bekommen. Aber das wird schon gehen…

DIE RÄDER
Wir werden die Festive 500 nicht auf unseren eigenen Rädern bestreiten. Stattdessen freuen wir uns, euch eine Zusammenarbeit mit Cannondale ankündigen zu können. Wir werden die Challenge auf zwei Cannondale Topstone Carbon Lefty 3s bestreiten.
Da wir selbst Gravelbikes fahren, ist das im Prinzip erst einmal keine große Umstellung, aber die Räder sind gefedert und haben breitere 650b-Reifen, was die 500 Kilometer im Sattel angenehmer machen sollte. Wollen wir es hoffen.
Wir haben sowieso immer zusätzliche Taschen auf dem Rad, sei es eine Arschrakete oder eine Lenkertasche, viel Stauraum für Multitools, zusätzliche Snacks oder Schichten sind sehr willkommen. Außerdem wird dieses Mal extra Flüssigkeit an Bord sein, da Pausen in Cafés im Moment nicht möglich sind.
Zu guter Letzt ist es wahrscheinlich, dass wir in der Dämmerung oder im Dunkeln fahren werden, daher ist eine gute Fahrradbeleuchtung unerlässlich. Diese sollten vor jeder Fahrt aufgeladen werden. Das gilt auch für unser GPS-Gerät, denn wie wir alle wissen, ist es nicht passiert, wenn es nicht auf Strava steht.


VOR DER FAHRT
Vor der Fahrt wird nicht nur gefrühstückt, sondern auch noch einmal das Fahrrad gecheckt, je nach Strecke Luft aufgepumpt und sich vorbereitet. Dazu gehört natürlich, dass wir uns in alle Schichten schälen, aber vielleicht auch ein kleines Stretching- und Aufwärmprogramm. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Verwendung von Chamois-Creme, bei 8 Tagen im Sattel am Stück kann das bestimmt nicht schaden.
WÄHREND DER FAHRT
Das Schwierigste für uns im Winter ist es, daran zu denken, während der Fahrt genug zu trinken. Wir werden versuchen, uns mit einem kleinen Trick, den wir von unserer Freundin Johanna gelernt haben, daran zu erinnern. Wir werden eine Rundenzeit von 15 Minuten auf unserem Wahoo einstellen, so dass wir alle 15 Minuten durch ein Geräusch daran erinnert werden, einen Schluck zu nehmen. Mal sehen, ob das hilft.


NACH DER FAHRT
Die Kälte ist da, und vielleicht sind wir nach einer langen Runde im Sattel nass und denken nur noch an eine heiße Dusche und den Rest des Tages auf dem Sofa. Aber wenn wir das Nötigste vergessen, könnte es uns bei der nächsten Fahrt wieder in die Quere kommen.
Zu dieser Jahreszeit sind unsere Fahrräder viel mehr potenziell schrecklichen Bedingungen ausgesetzt, so dass ein wenig zusätzliche Liebe und Aufmerksamkeit nicht schaden kann. Zum Glück können wir uns auf einen batteriebetriebenen Niederdruckreiniger verlassen, um die Fahrräder nach einer Fahrt richtig zu reinigen.
Sonst müssten wir die schlammigen Fahrräder in den vierten Stock tragen, um sie in der Badewanne zu reinigen. So können wir den gröbsten Schlamm draußen abspülen und uns dann um die Details im Inneren kümmern. Besonderes Augenmerk sollten wir auf den Antriebsstrang und die Bremsen legen. Wir werden unsere Ketten mit einem neuen Schmiermittel von Muc Off, dem Hydrodynamic Lube, pflegen.
Nach der Fahrt behandeln wir also nicht nur unsere Fahrräder mit Liebe, sondern auch unseren Körper. Dazu gehören Dehnungsübungen nach der Fahrt, vielleicht eine Massage und entsprechende Produkte, wie ein Regenerationsbalsam oder ein wärmendes Massageöl.
FAZIT
Letztlich scheinen Flexibilität und die Begrenzung ungeplanter Ausfalltage der Schlüssel zu einem erfolgreichen Festive 500 zu sein. Während die Herausforderung in Entfernung gemessen wird, wird die Belohnung in Glück gemessen.
Wir werden einige unserer Lieblingsstrecken fahren, Zeit miteinander verbringen, aktiv sein und vor allem Spaß haben, denn darum geht es beim Radfahren.

Hier kommt der Wind aus dem Westen
Nachdem wir letztes Jahr in der Vorsaison spontan mit dem Zug nach Sylt gefahren sind und dort einen unglaublich tollen Tag verbracht haben, der sich wie Urlaub angefühlt hat, wurden wir den Gedanken nicht mehr los, das Ganze noch einmal zu wiederholen.
Diesen Wunsch habe ich den ganzen Sommer über geäußert. Wegen der Pandemie gab es für uns keinen „richtigen“ Urlaub, abgesehen von ein paar Fahrten mit unseren Gravelbikes rund um Hamburg und einer Tour nach Lübeck.
Da ich als Kind viel Zeit und Urlaub am Meer verbracht habe, hatte ich ein wenig Fernweh nach dem Meer, genauer gesagt nach der norddeutschen Küste. Nach der frischen salzigen Luft und dem Gefühl, das sich in einem ausbreitet, wenn man am Meer ist.
Doch die insgesamt etwa 6 Stunden Zugfahrt erwiesen sich in diesem Jahr als größeres Hindernis: Wollen wir in dieser Zeit wirklich so lange in einem Zug sitzen? Wie können wir „am sichersten“ reisen?

Am 19. September war es soweit, dank der FFP2-Masken konnten wir unsere lang ersehnte Reise nach Sylt antreten.
Wir sind mitten in der Nacht aufgestanden, damit wir jede Stunde des Tages ausnutzen konnten. So saßen wir um 4:55 Uhr im Zug nach Westerland, Sylt. Mit Taschen voller Snacks, Riegel und Obst. Wir erlebten den Sonnenaufgang im Zug und konnten beobachten, wie sich der Himmel in ein wunderschönes Rot verwandelte, als wir uns der Insel näherten. Das Wetter war auf unserer Seite, denn es waren Sonnenschein und angenehme Temperaturen vorhergesagt.
Durch die offenen Fenster im Zug fehlte es uns nicht an frischer Luft, aber ich war durch und durch durchgefroren, als wir endlich in Westerland ankamen.
Wir kamen schließlich gegen 8:30 Uhr an. Wir schwangen uns sofort auf die Räder, denn wir mussten uns unbedingt bewegen, um uns aufzuwärmen und von den vielen Menschen wegzukommen.
Von Westerland aus fuhren wir zunächst in den südlichen Teil der Insel, nach Hörnum. Leider war dieser Teil der Insel für uns nicht sonderlich aufregend oder besonders schön und die Route führte uns fast die ganze Zeit direkt an einer Straße entlang. Aber immerhin: die Sonne kam allmählich heraus und wärmte uns auf, und wir wissen, dass wir bei unserem nächsten Besuch auf der Insel lieber andere Gegenden wählen werden.



Nachdem wir Hörnum recht schnell erreicht hatten, machten wir uns direkt auf den Weg, um weitere Teile von Sylt zu erkunden. Wir fuhren weiter Richtung Osten nach Morsum.
Unser Weg führte uns am Rantumbecken vorbei, an der Außenseite der Insel gab es vor allem Deiche, Schafe, Flachland und Wattenmeer, so weit das Auge reichte.
Daneben aber auch eine Menge Touristen auf E-Bikes. Sehr viele, so dass wir an zwei Händen abzählen konnten, wie viele Radfahrer wie wir ohne technische Unterstützung unterwegs waren.
Der Untergrund war eigentlich alles von Asphalt bis Schotter und vielen kleinen Steinen, weshalb wir diesmal sehr froh waren, nicht wie beim letzten Mal mit Fixed Gear oder Singlespeed und schmalen Reifen unterwegs zu sein.

Wir beide kannten die Morsum-Klippe noch nicht, und besonders Björn war von der Schönheit dieses Ortes angetan. Diese wirklich schönen und vielfältigen Schattierungen des Bodens hatten etwas ganz Besonderes an sich.



Wir fuhren an Keitum vorbei, weiter nach Norden und direkt durch Kampen.
Trotz einiger Snackpausen fingen unsere Mägen (vor allem meiner) an zu knurren, und wir hatten geplant, eine Portion Pommes zu essen, also hielten wir die Augen nach einer Pommesmöglichkeit offen. Dabei konzentrierten wir uns auf den Hafen in List, wo es zahlreiche Restaurants, Imbissbuden und Geschäfte gibt. Leider entpuppte sich dieser Plan sehr schnell als großer Fehler.


Der Hafen war überfüllt. Überall standen und saßen Menschen, die aßen, einkauften und sich amüsierten, als wäre dies ein Tag wie jeder andere, ein Tag wie jedes andere Jahr. Pandemie 2020? Offensichtlich gab es sie hier nicht.
Als wir uns einen kleinen Überblick verschafft hatten, lockte uns ein Laden mit einem großen „To go“-Schild an der Wand. Perfekt – eine Portion Pommes schnappen und schnell wieder raus hier. Nachdem wir vom Personal zunächst ignoriert wurden, sagte man uns nur, dass an diesem Tag kein „to go“ möglich sei und wir uns hinsetzen und bestellen müssten, was mit einer langen Wartezeit verbunden sei. Also versuchten wir es an der nächsten Bude, aber dort schenkte man uns überhaupt keine Beachtung.
Ziemlich gestresst von den vielen Menschen und der Aussicht, hier keine Pommes mehr zu bekommen, sind wir geflohen. Nach dem Schock mussten wir schnell ein paar Kilometer fahren, um von den Leuten wegzukommen. Es fühlte sich für uns einfach seltsam an.



Also aßen wir noch einen Happen aus unseren Vorräten und hofften auf eine neue Gelegenheit, etwas Warmes zu essen.
Das nächste Ziel: der nördlichste Punkt Deutschlands und der „Ellenbogen“. Wir kannten diese Gegend schon von unserer letzten Reise nach Sylt und wussten, dass es dort wirklich schöne Flecken, Strände und relativ wenig Menschen gibt. Und so war es dann auch. Für mich persönlich ist der Norden der Insel einer der schönsten Teile von Sylt.

Von dort aus ging es entlang der Küste langsam zurück zu unserem Ausgangspunkt. Wir hatten noch ein paar schöne Orte und Streckenhighlights auf unserer Route geplant, die wirklich sehenswert waren.



Auf der Westseite (Weststrand) von List, möglichst weit vom Hafen entfernt, ging es entlang der Dünen und der Lister Wanderdünen. Die Wanderdünen erreichen eine stattliche Höhe von 30 Metern. Man kann die Dünen praktisch von überall in der Ferne sehen. Im Laufe eines Jahres wandern die Dünen bis zu zehn Meter.


Ein langes Stück folgten wir dem Weg durch die Dünen, vorbei an einer Strandsauna in einer wunderschönen Dünenlandschaft.


Wir erreichten das Rote Kliff und bewunderten das achteckige Leuchtfeuer (Leuchtturm) in den Dünen nordwestlich von Kampen. Der rostrote Geröllton, der dem Kliff seinen Namen gab, erhielt seine Färbung durch die Oxidation von eisenhaltigen Bestandteilen. (Ja, dummerweise haben wir vor lauter Bewunderung für die Schönheit des Ortes vergessen, ein Foto zu machen…)
Etwa 1 km westlich des Zentrums von Kampen liegt die Uwe Düne, die wir auf unserem Weg passierten. Sie ist die höchste Erhebung der Nordseeinsel und wird im Umkreis von etwa 40 Kilometern von keiner natürlichen Erhebung übertroffen, Uwe Düne misst stolze 52,5 Meter. Angeblich soll man von einer Aussichtsplattform einen tollen Blick auf die Insel und Kampen haben – das Fahrrad eine 109-stufige Holztreppe hinaufzutragen, haben wir uns dann lieber erspart.

Wir erreichten den schönen Strand zwischen Wenningstedt und Kampen, es gab ein kleines buntes Toilettenhäuschen (gerade zur rechten Zeit) und so machten wir einen kleinen Abstecher in den Sand. In der Ferne waren einige nackte Menschen zu sehen, denn es gab sowohl einen Hundestrand als auch einen FKK-Strand. Wir nutzten eine kleine Hütte, um eine kurze Pause einzulegen und ein paar schöne Fotos zu machen.

Weiter ging es auf einem Wanderweg, d.h. auf einem Holzsteg über das Rote Kliff mit dem „angeblich“ schönsten Blick auf die Nordsee. Also schoben wir unsere Fahrräder und genossen die Aussicht auf die Nordsee. Das war definitiv schön.
Als der Bohlenweg zu Ende war, führte uns unser Weg durch das kleine Dorf Wenningstedt auf dem Lornsenweg weiter in Richtung Westerland.



Schließlich erreichten wir das Zentrum von Westerland und hatten ein Wiedersehen mit den reisenden Giganten im Wind, die in der Nähe des Bahnhofs standen. Eines fehlte noch zu unserem Glück und bevor wir erschöpft in den Zug nach Hause stiegen: die Pommes auf die wir uns schon den ganzen Tag gefreut hatten.
Ein Dönerladen in der Nähe des Bahnhofs konnte uns mit einer Portion Pommes glücklich machen, bevor wir nach Hause fuhren. Endlich! Danach stiegen wir völlig erschöpft und glücklich wieder in den Zug nach Hamburg.
ROUTEN DETAILS
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