Gegen den Strom: Eine Radtour rund um das ungeschminkte Sylt
Vor kurzem begaben wir uns auf eine unvergessliche Tour in die faszinierende Wildnis, eine Reise durch die Landschaft der atemberaubenden Nordseeinsel Sylt. Mit ihrer rauen Schönheit wirkte die Insel wie ein Sirenengesang und zog uns in ihr Herz. Unser guter Freund Christopher hatte endlich sein Rad gegen ein robustes Gravelbike getauscht, was unserer Gruppendynamik eine ganz neue Dimension verlieh.
Kapitel 1: Die Vorfreude
Unsere Reise begann mit einer Zugfahrt und drei Stunden rhythmischen Ratterns, das als perfekter Prolog für unser bevorstehendes Abenteuer diente. Die Fahrt war zwar etwas lang, aber sie war auch gespickt mit Momenten, die unsere Geduld auf die Probe stellten. Eine unerbetene Erinnerung daran, dass das Alter kein Freifahrtschein für Manieren ist! Trotz dieser kleinen Schwierigkeiten bot das Fenster des Zuges einen schönen Rahmen für die Landschaft und steigerte unsere Vorfreude.
Kapitel 2: Ein Kreuzzug mit dem Fahrrad
Auf Sylt angekommen, hatten wir uns ein Ziel gesteckt: eine 114 km lange Umrundung der gesamten Insel. Wir starteten unsere Tour in Richtung Süden und legten bald einen Zwischenstopp für eine Stärkung ein, die wir dringend brauchten. Das Universum beschloss, eine Prise Drama hinzuzufügen, als Janas Hinterrad mit einem fiesen Nagel in Berührung kam. Dank Björns schnellen Reparaturkünsten wurde unser kurzer Halt nicht zu einem langen Boxenstopp.
Kapitel 3: Schönheit inmitten von Opulenz
Unsere Fahrt führte uns weiter nach Osten, wo sich das Morsum-Kliff abzeichnete, eine beeindruckende Unterbrechung unserer Fahrt voller Abwechslung. Danach schlängelte sich unser Weg in Richtung Norden und führte uns nach List, einer Stadt, in der wir uns auf einen gemütlichen Teller Pommes Frites eingestellt hatten. Die Fahrt durch Kampen bildete einen krassen Gegensatz zu diesem Genuss: Die extravagante Zurschaustellung von Reichtum in Form von Luxussportwagen war ein krasser Gegensatz zu unserem geerdeten Selbst.
Kapitel 4: Die Fahrt zu einer Postkarte
Das Juwel unserer Reise war zweifellos der Ellenbogen, der nördlichste Zipfel von Sylt und Deutschland. Das Panorama hier war schlichtweg umwerfend, jedes Bild einer Postkarte würdig. Vom Ellenbogen aus fuhren wir in Richtung Süden, durch eine Traumlandschaft mit beeindruckenden Dünenlandschaften. Die Sonne warf ein sanftes, warmes Licht auf den Sand, und die salzige Luft füllte unsere Lungen mit einem Gefühl der Befreiung.
Kapitel 5: Unvergessliche Erholung am Meer
Natürlich ist eine Reise an die Nordsee nicht komplett ohne einen Strandaufenthalt. Das Rauschen der Wellen und das Gefühl von Sand zwischen den Zehen waren eine willkommene Abwechslung zur Schotterpiste. Wir stapften durch den tiefen Sand, schoben unsere Fahrräder nebenher und genossen die Ruhe der Nordsee.
Epilog: Ein bittersüßes Ende
Als der Tag zu Ende ging, radelten wir zurück nach Westerland, wo der spätabendliche Zug nach Hamburg auf unsere Rückkehr wartete. Gerade als wir uns entspannen wollten, sorgte ein plötzlicher Telefonanruf meiner Mutter für einen melancholischen Ausklang des Tages. Sie teilte mir mit, dass meine Großmutter noch am selben Morgen verstorben war. Die Nachricht war wie ein Eimer kaltes Wasser auf die warme Freude des Tages. Die Heimfahrt war von einem tiefen Gefühl des Verlustes erfüllt, das die Erlebnisse des Tages in einen düsteren Ton hüllte.
Unser Tag, der mit Freude, Schönheit, Freundschaft und einem unerwarteten Abschied gefüllt war, war eine ergreifende Erinnerung an die Höhen und Tiefen des Lebens. Er endete auf eine seltsame Art und Weise, die Fröhlichkeit eines schönen Tages wurde durch den harten Schlag der Realität aufgehoben. Die Fahrt, das Abenteuer und die Erinnerungen waren in die bittersüße Decke der Unvorhersehbarkeit des Lebens gehüllt.
Vestkystruten - Reisetagebuch Tag 8 - Von Hirtshals nach Skagen
Tag 8 beginnt und damit der letzte Tag, den wir komplett auf dem Fahrrad verbringen! Die Etappe an diesem Tag fiel etwas kürzer aus: nur noch 58 km von Hirtshals bis zum nördlichsten Punkt Dänemarks bei Skagen. Plus ein paar Kilometer, die wir noch auf dem Sand schieben müssen.
Der Morgen begann bewölkt, aber trocken. Der Wind hatte sich beruhigt und da wir nicht viel zusammenräumen mussten, konnten wir entspannt in den Tag starten. Unsere Stimmung war freudig, weil wir endlich unser Ziel erreichten und gleichzeitig etwas wehmütig, weil wir wussten, dass unsere Tour, dass all diese schönen Eindrücke und das draußen sein, rund um die Uhr bald ein Ende fand.
Wie lange hatten wir auf diesen Urlaub hingefiebert und jetzt war er schon fast vorbei. Aber wir genossen diesen Tag noch mal in vollen Zügen.
Die Route führte uns etwas landeinwärts durch wunderschöne Dünen- und Heidelandschaften.
Zwischen den Wolken kam vereinzelt die Sonne raus und leider auch der Regen. Zum Glück nicht so ein starker Regen, wie vor ein paar Tagen. Nachdem wir uns in einem Heide-Stück unter einen Baum gestellt und den großen Schauer abgewartet hatten, fuhren wir weiter entlang der Route auf ein paar asphaltierten Straßen. Ich freute mich und lobte noch, dass wir die letzten Tage ganz ohne große Pannen oder Platten durch unsere Etappen gekommen sind. Da passierte es.
Durch den Regen, der von den Reifen hochgespritzt wurde, konnte man es zwar kaum sehen, aber dann stellten wir fest, dass eine von uns auf der Windjacke ein paar weiße Flecken hatte.
Natürlich war das kein Mövenschiss, sondern die Tubeless-Milch aus Björns hinterem Reifen. Nach einigen Stopps und mehrmaligem Aufpumpen wollte und wollte das Dichtmittel den Reifen einfach nicht abdichten. Nach jedem Kilometer (richtig, weiter als 1 km sind wir so nicht gekommen) war Luft aufpumpen angesagt. Dazu war es noch immer am Regnen. Nach gefühlt sehr vielen Pumpstopps entschied Björn sich dafür, das Loch mit einem Tubeless-Stopfen zu „flicken“. Das Loch sah ziemlich klein aus, schloss sich aber offensichtlich nicht von allein. Aber dann rollten wir endlich weiter, ohne ein weiteres Aufpumpen.
Kurz vor Skagen fuhren wir an einem Schild vorbei, auf dem Den Tilsandede Kirke (Der versandeten Kirche) stand. Da der Tag noch jung war, beschlossen wir uns anzusehen, was sich hinter diesem Namen verbarg. Wir stellen fest: Wüsste man nicht, dass es sich hier um eine Kirche handelt, könnte man auch denken, es sei einfach ein Haus in den Dünen.
Wir erreichten Grenen, die Spitze von Jütland, wo sich die beiden Meere des Skagerraks und des Kattegats treffen. Nachdem wir uns entschieden hatten, unsere Räder nicht durch den Sand bis an die äußerste Spitze zu schieben, machten wir unser „Abschluss-Foto“ und suchten uns einen Campingplatz. Am nächsten Morgen mussten wir früh zum Bahnhof in Skagen, weswegen wir möglichst nah dran sein wollten. Wie immer ging Björn in die Rezeption und als er rauskam, sagte er, wir könnten wieder eine Hütte nehmen – diesmal mit eigener Dusche und Toilette. Also entschieden wir uns dafür, auch mit dem Gedanken, morgens nicht einen solchen Stress beim Einpacken zu haben.
Was wir bekamen? Eine Hütte für bis zu sechs Personen, mit Küche, Badezimmer und Whirlpool! Welch Luxus für unsere Körper nach 8 Tagen auf dem Fahrrad.
Zuerst jedoch packten wir schnell unsere Taschen von den Rädern und fuhren noch einmal zur Spitze. Und diesmal ganz bis an den Rand. Es ist spannend, an der äußersten Spitze Jütlands und des dänischen Festlands zu stehen und zu beobachten, wie die Wellen der beiden Meere aufeinandertreffen. Außerdem konnten wir Robben am Strand beobachten. Sogar eine Baby-Robbe war dabei. Dass wir nicht ins Wasser konnten, war an diesem grauen Tag auch gar nicht so schlimm, denn die Wellen spülten unfassbar viele Quallen an. Man sah mehr Quallen als Wasser.
Beeindruckend und etwas gruselig.
Unser Tag endete mit einem leckeren Essen, einem Bad im Whirlpool und gemütlich in einem Bett.
Vestkystruten – Reisetagebuch Tag 7 - Von Blokhus nach Hirtshals
Der vorletzte Tag stand an. Der Wind vom Vortag ließ auch an diesem Tag nicht nach. Nach einem kleinen Müsli-Frühstück schafften wir es, alles abzubauen und uns auf in den Tag zu bewegen. Es war die Ruhe vor dem Sturm, denn uns erwartete an diesem Tag Seitenwind. Und zwar ein ordentlicher. Bis zu 45 km/h Windgeschwindigkeit waren angesagt. Ich weiß nicht, wie stark die Böen zusätzlich waren. Unsere Beine und unsere Körper waren von der kurzen Nacht kaum erholt und ging es müde los.
Von Blokhus nach Hirtshals sollte es gehen. Das waren etwa 62km. Das Highlight sollte ein Stück auf unserer Route werden, das uns direkt über den Strand führte.
Der Seitenwind forderte an diesem Tag all unsere Kräfte und dank unserer Taschen drückte uns die eine oder andere Windböe doch mal etwas zur Seite. Die Anstrengung bestand daraus, nicht einfach mit dem Rad umzukippen, was sich zum Glück als machbar herausstellte, aber ganz schön an den Nerven zerrte.
Bei Grønhøj Strand geht es wortwörtlich bis an die Küste, denn die Route führt etwa 5 km mit Blick auf das Meer am Strand entlang. Nach etwa 5 km am Strand endet das Strandstück am Badeort Løkken.
Am Wasser entlang zu radeln, war ein tolles Erlebnis und zu unserem Glück war der Wind hier ertragbar und kam nach wie vor „nur“ von der Seite. Der Sand ist fest und lässt sich gut befahren, einzig auf andere Radfahrende, Spazierengehende und Autos muss man zwischendurch achtgeben. Dieser Abschnitt war am an diesem Tag definitiv das schönste.
Eigentlich war unser Plan an diesem Tag auch, dem Leuchtturm Rubjerg Knude Fyr einen Besuch abzustatten und dieser lag auch auf unserem Weg. Zumindest hatten wir einen Besuch eingeplant und unsere Route führte uns direkt am Leuchtturm vorbei.
Die Wanderdüne Rubjerg Knude hat für uns eine besondere Bedeutung. Rubjerg Knude ist eine Wanderdüne zwischen Lønstrup und Løkken.
Im Jahr 2019 waren wir schon einmal an diesem Ort und verlobten uns. Trotz Sand in den Augen ist uns dieser Tag in ganz besonderer Erinnerung geblieben.
Allerdings gab es da einen Haken: Da der Leuchtturm mitten in der Wanderdüne liegt, hätten wir unsere Fahrräder durch den zum Teil wirklich tiefen Sand schieben müssen – durch welchen wir unsere bepackten Fahrräder niemals geschoben bekommen hätten. Außerdem war der Wind so stark, dass wir von weit weg schon Sand in die Augen bekamen und mit zugekniffenen Augen die vielen Touristen beobachteten, die zum Leuchtturm spazierten.
Daher entschieden wir uns, dem Leuchtturm keinen Besuch abzustatten und sparten uns die Energie für den restlichen Tag auf. Wir beschlossen außerdem, dass wir einfach noch mal wiederkommen und dann den Leuchtturm besuchen. Da dieser erst im Jahre 2019 um 70 m ins Landesinnere versetzt wurde, damit er nicht ins Meer stürzt, wird er bis zu unserem nächsten Besuch sicher auch noch dort stehen.
Trotz des starken Seitenwindes kamen wir schneller an unser Ziel, als wir es erwartet hatten. Für die Nacht wollten wir uns wieder einen Platz auf einem Campingplatz in Hirtshals suchen. Genau neben dem Platz stand der Hirtshals Fyr, welcher mit einer Feuerhöhe von 57 m einer der höchsten Leuchttürme Dänemarks ist.
Da der Wind immer noch nicht nachließ und der Campingplatz uns ebenfalls eine kleine Hütte anbieten konnte, entschieden wir uns für diese. Die Nacht sollte also ruhiger werden als die vorherige.
Auf dem Campingplatz war viel los, was auch darin liegt, dass von dort aus der Hafen nicht weit entfernt ist und viele die Fähre in Richtung Nordwegen nehmen.
Nachdem wir unsere Taschen abgeladen hatten, besorgten wir uns etwas zum Abendessen und entschieden noch einmal zum Sonnenuntergang rauszugehen. Der war an diesem Abend, bei dem Wind und der Umgebung einfach zu schön.
Wir fuhren Richtung Strand über ein paar Wege und Straßen, die durch den starken Wind von kleinen Sandbergen besetzt waren.
Nach diesem kleinen Ausflug in den Sandsturm gab es wirklich keine Körperstelle mehr, an der kein Sand war. Tage später rieselte der noch aus unserer Kleidung. Es war ein wundervoller Abschied in die Nacht und schon bald stand der letzte Tag an ...
Vestkystruten - Reisetagebuch Tag 6 - Von Klitmøller nach Blokhus
Nach einer Nacht, die etwas erholsamer hätte sein können, erwachten wir zu Tag 6 unserer Tour in Klitmøller in einem Luxuszelt. Wir frühstückten entspannt im Bett und freuten uns auf den Tag, denn die Sonne zeigt sich an diesem Tag wieder und wir packten und genossen unseren Kaffee. Bis wir feststellten, dass wir uns doch ein wenig beeilen mussten und das Zelt verlassen.
Neben der Sonne war auch der Wind an diesem Tag auf unserer Seite, denn er kam überwiegend von hinten und vereinzelt von der Seite. Wir kamen also wieder mühelos mit einem extra Schubs von hinten vorwärts.
Wir wollten 105 km fahren, denn wir hatten uns am Abend schon überlegt, dass wir unsere Etappe bis nach Blokhus verlängern. Aber wir wollten es auch davon abhängig machen, wie der Tag so werden würde und wie viel Kraft wir in unseren Beinen hatten.
Unsere Route führte uns von Klitmøller weiter durch eine wunderschöne Dünenlandschaft, in denen wir immer wieder einen Blick auf das Meer erhaschen konnten. In Hanstholm machten wir einen kurzen Abstecher über eine Sanddüne, um uns den Strand, also genau genommen die Vigsø Bucht anzusehen. Hier liegen etwa 20 Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg am Strand und im Wasser.
Der Wind brachte uns leichten Fußes weiter bis zu unserem nächsten Stop, der Mittagspause. Wir hatten an diesem Tag ganz besonders Glück, die windige Pause zufällig in Thorup Strand machen zu können. Thorup Strand liegt in einem Naturhafen zwischen Svinkløv und Bulbjerg Klint. Hier versteckt sich der letzte Küstenanlegeplatz Dänemarks – der größte seiner Art in ganz Skandinavien – wo das ganze Jahr über frischer Fisch direkt aus den Gewässern der Jammerbucht an Land gebracht wird. Für uns war der Aspekt mit dem frischen Fisch jetzt weniger interessant, konnten jedoch davon profitieren, dass es dort den Haw'kiosken gab. Ein kleiner Kiosk oder auch Imbiss, der Burger und Pommes verkaufte – selbst für Pflanzenesser wie uns.
Einen Gemüseburger und Pommes konnten wir jetzt nur allzu gut gebrauchen. Wir suchten uns ein windstilles Plätzchen und genossen die salzigen Pommes und die Burger. Selten hat das so gut geschmeckt wie an diesem Tag. Zudem war es die perfekte Stärkung nach etwa 50 km auf dem Sattel und für die weiteren 50 km, die noch kommen sollten.
Nach über 100 km kamen wir an unserem Tagesziel an, welches Blokhus war. An diesem Tag entschieden wir uns wieder für einen Campingplatz, dieses Mal jedoch für einen ganz normalen Zeltplatz, an dem wir unser Zelt aufbauen und einen entspannten Abend verbringen wollten.
So entspannt wurde der Abend dann allerdings nicht: Wir waren spät dran und der Versuch ein etwas windgeschützteres Plätzchen zu bekommen, hat nur so halb funktioniert. Nachdem wir im Wind das Zelt aufgebaut hatten, es langsam anfing zu dämmern, wir noch immer nicht geduscht und gegessen hatten, entschieden wir uns zuerst für eine warme Dusche. Danach war an Nudeln kochen, direkt am Zelt nicht zu denken, denn der Wind wurde zu stark für unseren Gaskocher ohne separaten Windschutz. Aus dem Plan, einfach in den Kochräumen des Campingplatzes die Nudeln zu kochen wurde dann auch nichts, denn die Türen waren bereits abgeschlossen. Also durfte Jana im kalten Wind, draußen neben den Koch- und Gemeinschaftsräumen die Nudeln zum Kochen bringen. Fast erfolglos, da der Wind aus allen Richtungen kam und das Wasser einfach nicht kochte. Ebenfalls hatte sie den Löffel vergessen und hatte demnach keine Möglichkeit etwas umzurühren.
Nach einer gefühlten Ewigkeit konnten wir im Dunkeln, mit Kopflampe im Zelt Pasta mit Tomatensoße essen. Die zumindest halbwegs gar war.
Jetzt sollte man meinen, dass dies der Abschluss des Tages war und wir endlich schlafen konnten – aber daraus wurde nichts. Der Wind drückte sich so stark gegen das Zelt, dass wir uns fragten, ob das Zelt das noch lange aushalten würde. Also durfte Björn mitten in der Nacht draußen am Zelt noch die Windleinen festziehen, die wir bis zu diesem Tag noch nie genutzt hatten.
Danach konnten wir endlich schlafen. Zumindest ein paar Stunden hatte die Nacht noch für uns und dann gings auch schon auf die letzten zwei Tage zu ...
Vestkystruten - Reisetagebuch Tag 5 - Von Thyborøn nach Klitmøller
An Tag 5 verhieß der erste Blick aus dem Zelt nichts Gutes. Am rostigen Blechdach des Bunkers tropfte der Regen entlang, beziehungsweise lief er in Strömen. Unsere Handtücher, die wir am Abend zum Trocknen aufgehängt hatten, waren so richtig durchnässt. Wir, das Zelt und die Fahrräder waren trocken. Schließlich waren wir noch immer im Schutz des Bunkers und bis dorthin kam die Nässe nicht.
An diesem Morgen gab es zunächst kein Frühstück, denn unser Plan war es, auf dem Weg zur Fähre, die nur etwa 3 km von unserem Schlafplatz entfernt lag, einzukaufen und später zu frühstücken. Wir waren ziemlich froh darüber, dass wir unser Zelt im Trockenen zusammenpacken konnten, auch wenn wir etwas Sand eingewickelt haben. Auf Sand zu schlafen, hat eben Vor- und Nachteile.
Während wir unsere Sachen zusammen packten, hörte der Regen auf und der Himmel wurde etwas heller. So konnte unser Start an diesem Tag zumindest halbwegs trocken starten. Unser Timing war gut, so klappte es ohne Probleme, dass Jana für unser Frühstück einkaufte und wir anschließend direkt auf die Fähre kamen. Die Fähre sollte uns von Thyborøn nach Agger Tange bringen, was gerade mal 12 Minuten dauerte.
Nach der kurzen Fährfahrt ging es weiter Richtung Norden. Bevor wir in Agger wirklich angekommen waren, mussten wir eine Weile auf einer Strecke geradeaus fahren. Der Himmel hatte sich wieder zugezogen und so wurde es über uns immer dunkler. Auch die Vorhersage verhieß nichts Gutes, denn nach dieser, sollte es zeitnah einen großen Schauer geben, der etwa 1 Stunde anhalten würde. Unsere Hoffnung war es, vorher einen Platz zu finden, an dem wir den Schauer aussitzen und Frühstücken können. Doch der Regen kam schneller, als uns lieb war und so retteten wir uns nach den ersten Regentropfen in eine Bushaltestelle. Und blieben dort, bis der Regen vorüber war. Wir frühstückten, beobachteten die kleinen Kröten, die hinter uns aus der Wiese hüpften, sobald der Regen etwas nachließ und vor uns die Straße überquerten. Wir bangten mit ihnen, immer, wenn Autos angefahren kamen.
An diesem Tag hatten wir nur knapp 60 km geplant und daher nahmen wir uns lieber die Zeit den Regen auszusitzen, bevor wir komplett durchnässt noch den ganzen Tag auf unseren Fahrrädern unterwegs sind.
Pünktlich nach Wettervorhersage ging es dann endlich weiter. Unsere Route führte uns durch den Nationalpark Thy. Die Natur dort ist ganz besonderes, denn das Gebiet wird auch als Dänemarks größte Wildnis bezeichnet. Der Nationalpark erstreckt sich von Agger Tange bis Hanstholm, das heißt, wir hatten den ganzen Tag diese Wildnis um uns herum. Und wie erwartet, war auch an diesem Tag die Landschaft und die abwechslungsreiche Natur wunderschön.
Nach dem Regen kam die Sonne und dann kam der Nebel. An diesem Tag zeigte das Wetter uns, was es so alles zu bieten hat und wie sich Orte verändern in der Stimmung, wenn das Wetter umschlägt. Der Anlegeplatz in Stenbjerg ist sicherlich auch schön, wenn es sonnig ist, aber so im Nebel war er richtig besonders.
Unser Ziel war Cold Hawaii (auch Klitmøller genannt) und ein großer Campingplatz. Denn wir brauchten ganz dringend eine Dusche. Eine richtige warme Dusche und eine entspannte Nacht, mit allen Annehmlichkeiten, die ein Campingplatz so zu bieten hat.
Tatsächlich erreichten wir unser Ziel schneller als erwartet und dann stieß Björn auf das Glamping. Eigentlich wollten wir nur einen Platz für unser Zelt ... aber dann gab es diese Luxuszelte, die ein richtiges Bett beinhalten, einen Kühlschrank und sogar eine Heizung. Wie wäre es wohl, eine Nacht zwischendurch, in einem richtigen Bett zu schlafen? Wäre das nicht noch einmal viel erholsamer und könnten wir so nicht noch Kraft tanken, für die nächsten Tage?
Björn überlegte nicht lange und buchte uns ein solches Zelt. Für zu viel Geld, worüber wir dann aber nicht zu viel nachdachten. Schließlich war das unser Urlaub und wir hatten noch nicht viel Geld ausgegeben (außer für das Essen).
Nach einer erfrischenden Dusche fühlten wir uns wie neu geboren, genossen den Sonnenuntergang, der auch an diesem Abend wieder mit schönstem Licht glänzte, genossen ein leckeres Dinner und trockneten uns, lüfteten unsere Schlafsäcke und Kleidungsstücke. Und dann ging es ins Bett. Und am nächsten Morgen warteten Kaffee und Croissant auf uns ... und weitere Kilometer.
Vestkystruten - Reisetagebuch Tag 4 - Von Hvide Sande nach Thyborøn
Nach dem verregneten und kurzem drittem Tag auf dem Fahrrad, begrüßte uns am vierten Tag morgens direkt wieder die Sonne. Unsere Kleidung und Taschen waren zum Glück über Nacht getrocknet. Somit konnten wir alles entspannt einpacken. Wir wollten früh los und den Tag nutzen.
Für den vierten Tag hatten wir ursprünglich etwa 70 km geplant, dazu kamen aber auf jeden Fall auch die Kilometer des Vortages, die wir aufgrund des Regens nicht hinter uns bringen konnten. Trotz allem erwies sich diese Entscheidung als die einzig Richtige.
Und dann das: als wir fast abfahrbereit waren, löste sich die Bindung an Björns Fahrradschuhen in Luft auf und der Schuh fiel ihm vom Fuß. Welche Möglichkeiten hatten wir, um den Schuh zu reparieren? Mit Klebeband zukleben? Kabelbinder drum wickeln? Ja, das hätte alles funktionieren können, wäre aber natürlich keine Dauerlösung für die nächsten Tage auf dem Fahrrad gewesen.
Zu unserem erneuten Glück befanden wir uns ja nach wie vor in Hvide Sande, was bedeutete, dass es hier einige Läden gab, die Outdoor-Zubehör und Kleidung im Angebot hatten. Neue Fahrradschuhe? No way. Wetterfeste Outdoor-Schuhe sollten es werden. Dank Björns zweiseitigen Pedalen kein Problem. Der einzige Haken an der Sache? Die Läden machten erst etwa eine Stunde später auf – das bedeutete für uns warten.
Nachdem Björn den Outdoor-Laden direkt, nachdem er geöffnet hatte, betrat und wenige Minuten später mit neuen Schuhen herauskam, verabschiedete er sich von den alten und wir konnten jetzt wirklich endlich starten.
Wir waren guten Mutes, dass sich von diesem Moment an, der Tag nur noch ins bessere entwickeln kann. Immerhin hatten wir Rückenwind und eine Vorahnung darauf, dass die Landschaften an diesem Tag besonders schön werden würden. Außerdem hatten wir uns für diesen Abend einen spannenden Shelter-Platz ausgesucht.
Durch den Rückenwind kamen wir wirklich zügig vorwärts und hatten unser Kilometerdefizit schnell wieder aufgeholt. Durch die längere Pause am Vortrag fühlten wir uns zusätzlich voller Energie.
In der kleinen Hafenstadt Thorsminde legten wir eine kurze Mittagspause ein. Hier hatten wir einen tollen Ausblick auf den Nissum Fjord und die Nordsee, die dort aufeinandertreffen.
Wie wir es bereits erwartet hatten: mit jedem Tritt in die Pedale und jedem Kilometer, den wir zurücklegten, wurde die Natur immer schöner. Die Wege führten uns ganz nah an die Küste der Nordsee heran, sodass wir während des Fahrens immer wieder die Wellen auf dem Meer beobachten und die frische Luft tief in uns einsaugen konnten.
Der starke Wind an diesem Tag trieb die Wellen mit großer Kraft an die Felsen und Strände. Der Himmel verdunkelte sich wieder und die Stimmung war atemberaubend.
Unsere Route führte uns direkt am Rand der beeindruckenden Steilküste Bovbjerg Klint entlang, die Teil des UNESCO Global Geopark West Jütlands ist. Die beeindruckende Klippe zeigt Spuren der Eiszeiten Elster, Saale und Weichsel.
Von etwas Entfernung konnten wir auch den Leuchtturm Bovbjerg Fyr sehen und den kleinen Küstenort Ferring. Eines können wir sagen, das war das bisher größte Highlight auf unserer Strecke auf dem Nordseeküstenradweg. Wir waren im Nachhinein sogar froh, dass der Himmel nicht blau war und die Sonne schien, denn so bekam alles eine noch viel beeindruckendere Stimmung.
Wir kamen unserem Tagesziel so langsam immer näher und der Himmel klarte immer mehr auf. Pünktlich zum Abend erwartete uns also an diesem Tag auch noch ein Sonnenuntergang. Und wie schön dieser wurde, konnten wir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht erahnen.
Auch die Familie aus Belgien, die wir am vorherigen Tag schon getroffen hatten, sahen und grüßten wir an diesem Tag mehrmals. Keine Überraschung, denn sie hatten ungefähr das gleiche Ziel wie wir.
Unser Ziel an diesem vierten Tag stand zum ersten Mal bereits fest, bevor wir losgefahren waren: Thyborøn. Nach etwa 94 km erreichten wir es.
Thyborøn ist ein kleiner Ort in der dänischen Region Midtjylland. Er liegt an der Nordseeküste auf der Nordspitze der Landzunge Harboøre Tange, die durch den Thyborøn-Kanal von der Landzunge Agger Tange getrennt wird. Von dort wollten wir am nächsten Tag auch die Fähre nehmen.
Der Strand in Thyborøn ist ziemlich beeindruckend und macht gleichzeitig ziemlich nachdenklich. Die ehemalige Festungsanlage in Thyborøn war Teil des einstigen Atlantikwalls, der Verteidigungslinie der deutschen Besatzungsmacht im Zweiten Weltkrieg. Heute sind die historischen Überbleibsel teilweise mit Sand bedeckt, andere kann man noch besichtigen.
Während es an der gesamten Küstenlinie von Jütland Bunker gab, handelt es sich bei Thyborøn um einen besonderen Standort. Die mehr als 60 Bunker sind über den gesamten Sandstrand verteilt.
Passend dazu hatten wir uns für diese Nacht einen besonderen Shelter ausgesucht – zwischen den Dünen, direkt am Meer im Schutz eines alten Bunkers. Dieser wird auch offiziell als Shelter verwendet, hat durch seine Lage aber weder Toiletten noch einen Wasseranschluss oder eine Feuerstelle. Für uns, was das kein Grund diesen Shelter nicht für die Nacht zu nutzen. Etwa 1 km entfernt gab es Toiletten und Wasser und somit hatten wir alles, was wir brauchten.
Wir hatten befürchtet, dass dieser besondere Platz bereits von anderen Radreisenden besetzt sein könnte, dem war jedoch nicht so. Da uns der Bunker an sich aber etwas zu unheimlich war, um darin einfach die Schlafsäcke auszubreiten, stellten wir unser Zelt in den Eingang unter das Dach. So waren wir vom Wind geschützt und konnten es uns bequem für die Nacht machen.
Die Sonne ging am Himmel langsam unter und wir waren nur eine Düne davon entfernt, die Sonne am Horizont untergehen zu sehen. Auch ließen wir uns die Chance nicht entgehen, am vierten Tag endlich mal etwas Meerwasser auf der Haut zu spüren. Die Temperaturen und die Sonne ließen es zu und so erfrischten wir uns in den kalten Wellen.
Aufs Kochen verzichteten wir an diesem Abend, denn wir hatten noch einige Reste, die wir aßen und dann fielen wir in unsere Schlafsäcke, mit den Köpfen voller Eindrücke, die nun zu verarbeiten waren ... der Tagesabschluss war perfekt.
Da wussten wir noch nicht, was uns am nächsten Morgen erwarten würde ...
Vestkystruten - Reisetagebuch Tag 3 - Von Kærgård nach Hvide Sande
Der dritte Tag begann mit Wind und Sonnenschein. Alle auf dem Platz waren noch still und am Schlafen, nur unser Nachbar, der andere Radreisende war schon wach und auf dem Sprung in den Tag.
Wir bauten in aller Ruhe unser Zelt ab und genossen die Ruhe und die frische Luft am Morgen. Als alles verstaut und wir angezogen waren, ließen wir uns noch ein Frühstück aus Schoko-Sojamilch, Müsli und Gewürzgurken schmecken.
Dann wurde es endlich Zeit, aufzubrechen, bevor die Jugendlichen auf diesem Platz erwachten. Die waren allerdings immer noch ziemlich still, als wir uns auf den Weg machten.
Der Start lief super, denn wir hatten Rückenwind. Beste Voraussetzungen also, um locker viele Kilometer mit wenig Anstrengung zurückzulegen. Allerdings wussten wir, vom Blick in den Wetterbericht, dass wir auf eine dicke Regenfront zufahren, die sich über die ganze Nordseeküste ausbreiten sollte. Das bedeutete: Gas geben (zumindest für unsere Verhältnisse), denn wir hatten etwa 70-80 km an diesem Tag geplant.
Von hier aus öffnete sich die Landschaft und wir fuhren überwiegend auf kleinen Gravelwegen und Ferienhausstraßen in den Dünen entlang. Die Landschaft ist hügelig und bietet an mehreren Stellen einen herrlichen Blick auf den Ringkøbing Fjord.
Die Natur um uns herum und die Landschaft war sehr abwechslungsreich: kleine schöne Gravelwege zwischen Bäumen in kleinen Wäldern, asphaltierte Radwege direkt durch die Dünen, ein Auf und Ab und fast immer das Meer im Hintergrund.
Die Stimmung war durch die Wolken am Himmel ganz besonders, auch wenn der immer dunkler wurde und dadurch bedrohlicher wirkte. Und dann kam, was kommen musste. Der Regen, der erste große Regen auf unserer Tour. Der Himmel gab alles und innerhalb von kürzester Zeit mussten wir eine Entscheidung treffen.
Zum Glück waren wir gerade kurz vor Hvide Sande und konnten uns dort dann eine kleine Ecke mit etwas Schutz vor dem Regen suchen. Hier wollten wir ohnehin nach etwa 45 km eine Pause machen und dann weiter.
Aber, wir waren hin- und hergerissen: Weiterfahren, abwarten oder uns eine Alternative suchen? Das mit dem Regen sollte noch eine ganze Weile so weitergehen. Weiterfahren hätte also bedeutet, dass wir, spätestens wenn wir am eigentlichen Ziel angekommen wären, komplett nass gewesen wären.
Weiter unter diesem schützenden Dach zu stehen, war auch keine Option. Die Laune war schlecht und es wurde ziemlich kalt. Was also nun? Wir suchten das Internet ab – gibt es irgendwelche Optionen, trocken durch den restlichen Tag und die Nacht zu kommen? Gibt es irgendwelche Shelter in Hvide Sande?
Hvide Sande ist eine kleine Hafenstadt an der dänischen Westküste und hatte zum Glück Shelterplätze in direkter Nähe. Jetzt mussten wir nur noch das Glück haben, dass es auch noch einen freien für uns gab. Zwar war es noch früh am Tag und wir wollten eigentlich noch etwa 25 km weiter fahren, entschieden uns aber dafür, nur kurz durch den Regen zu fahren und uns einen der Shelter zu schnappen. Komplett durchnässt zu sein, schien für uns an diesem Tag keine Option zu sein.
Wir hatten ganz großes Glück und einer von drei Sheltern war frei. Also zögerten wir nicht und schlugen direkt unser Lager auf. Wir hatten einen herrlichen Blick aufs Wasser, welches direkt vor uns war und eingekuschelt im Schlafsack beobachteten wir den Regen und die Wellen.
Später am Tag hörte der Regen tatsächlich noch auf, sodass wir unsere Umgebung noch ein kleines bisschen erkunden konnten.
Das war für diesen Tag. Wir kochten uns noch Pasta mit Pesto und veganer Salami und bewegten uns nicht mehr aus dem Shelter heraus. Auch, als spät am Abend noch Personen kamen, die angeblich einen Shelter reserviert hatten. Scheinbar kann man das an einigen Sheltern, aber das sollte man natürlich vorher auch wissen und zur Kontrolle kommt ebenfalls niemand. Wir hatten nach den Strapazen jedenfalls keine Lust mehr unser Zelt aufzubauen und blieben im Shelter.
Ein weiter Tag war zu Ende und am nächsten Tag hieß es: Kilometer aufholen!
Vestkystruten Bikepacking Reisetagebuch - Tag 2 - Von Ribe nach Kærgård
Der zweite Tag auf dem Rad startete mit einem schönen Sonnenaufgang und Wind. Nachdem der erste Tag sehr bewölkt war, erwartete uns nun strahlender Sonnenschein. Nach einem kleinen Frühstück, welches aus einem Porridge zum Anrühren bestand, begannen wir mit dem Einpacken. Obwohl wir unser Zelt gar nicht aufgebaut hatten, brauchten wir eine Weile, bis wir alles wieder in den Taschen verstaut hatten. Leider gab es auf diesem schönen Shelterplatz keinen Wasseranschluss, weswegen wir unseren Topf und unsere Behältnisse im Fluss nur kurz durchspülen konnten. Aber man kann ja nicht alles haben.
Da unser Nachtlager sich direkt an unserem geplanten Weg befand, ging es am Deich weiter. Fast so wie am Tag vorher. Heute sollten es ungefähr 66 km werden –denn schließlich hatten wir an unserem ersten Tag ja schon ein paar Kilometer aufgeholt. Wir fuhren an kleinen dänischen Ferienhäusern, an Wiesen mit Kühen und Schweinen vorbei, über Schafsgatter und bekamen endlich den gefürchteten dänischen Gegenwind zu spüren. Zum Glück war dieser aber an diesem Tag nicht ganz so stark, auch wenn wir natürlich lieber Rückenwind gehabt hätten.
Einmal mehr stellten wir auf unseren Wegen über dänische Straßen fest, wie gut die Infrastruktur und die Radwege hier waren. Es gab keine unnötigen oder gefährlichen Straßenüberquerungen. Stattdessen gab es Tunnel und eigene Wege fern ab von den rasenden Autos. Die hier aber ebenfalls sehr viel rücksichtsvoller und entspannter unterwegs waren.
Unsere erste längere Pause, welche wir als frühe Mittagspause oder spätes und zweites Frühstück bezeichneten, machten wir in Esbjerg. Neben dem zweiten (und richtigen) Frühstück brauchten wir unbedingt frisches Wasser, da wir an unserem Shelterplatz ja leider keines haben auffüllen können.
Die neun Meter hohe Skulpturengruppe, die sich in Esbjerg befand und mit dem Namen" Der Mensch am Meer" (dänisch: Mennesket ved Havet) bekannt ist, wollten wir uns unterwegs ohnehin ansehen. Für unsere Pause suchten wir uns eine kleine Bank direkt am Meer. So konnten wir das Meer und die Skulpturengruppe beobachten, während wir an einem windigen Plätzchen saßen und Erdnussbutterbrote aßen. Genau genommen handelt es sich bei den hohen Skulpturen um vier sitzenden Männer aus weißem Beton, die auf das Meer blicken. Sie sollen für die Begegnung des Menschen mit der Natur stehen und sind bei gutem Wetter auch aus einer Entfernung von bis zu zehn Kilometern noch zu sehen. Tatsächlich waren wir auch nicht die einzigen Menschen, die an diesem Tag, die Hafenstadt Esbjerg, die größte Stadt an der dänischen Nordseeküste, besuchten. Immerhin war diese bekannt für ihren Fischerei- und Industriehafen, eine lange Einkaufsstraße und viele Museen.
Nachdem wir unseren Hunger gesättigt hatten, machten wir uns aber auch schon weiter auf den Weg und verzichteten darauf, uns Esbjerg noch weiter aus der Nähe anzusehen. Durch den Wind mussten wir mehrere Stopps machen und uns zwischen langen und kurzen Trikots entscheiden. Es war ziemlich frisch und gleichzeitig wurde einem superschnell warm, denn gegen den Wind anzukommen war dann doch etwas anstrengender, als am Tag davor.
Nach einigen anstrengenden Kilometern erreichten wir unser Tagesziel. Die Kærgård-Plantage.
Während eine von uns, uns für den Abend und den kommenden Morgen mit Essen versorgte, schaute der andere sich bereits nach geeigneten Shelterplätzen um. Wir hätten unseren Shelterplatz beinahe verpasst und nach einer kleinen Suchaktion fanden wir den gesuchten Platz. Es handelte sich um einen Shelterplatz zwischen Blochsgård und Oktagonen, der nur ein paar Kilometer von der Nordsee entfernt am Rand der Kærgård-Plantage (Dünenanpflanzung) lag. In der Kærgård Klitplantage gibt es viele Wander- und Fahrradwege, auf denen man die fantastische Natur erkunden kann. Die Shelterhütten waren von Jugendgruppen gebucht und somit blieb uns an diesem Tag dann nur, das Zelt aufzubauen. Der große Vorteil allerdings war, dass es hier eine Toilette mit Wasseranschluss gab. Ebenfalls gab es Sitzmöglichkeiten und nachdem die Jugendlichen irgendwann zur Ruhe gekommen waren, wurde es auch angenehm ruhig.
Das war jetzt das zweite Mal, dass wir unser Zelt aufgebaut haben und wir waren nach wie vor davon begeistert, wie schnell und unkompliziert der Aufbau war. Und dann war es endlich Zeit für etwas zu essen. Jana kochte Spaghetti mit Tomatensoße, dazu gab es Essiggurken (Nach einem langen Tag auf dem Fahrrad kann die Salzlake von den sauren Gurken dabei helfen, den Körper wieder mit ausreichend Flüssigkeit und Elektrolyten zu versorgen. Die Salzlösung ist nämlich reich an Natrium und Kalium, was krampflösend wirken kann.) und gute Gesellschaft. Neben uns hatte sich ein anderer Radreisender mit seinem Zelt niedergelassen und so kochten, redeten und lachten wir, bis wir alle müde waren und uns in unsere Zelte verkrochen.
Das war ein gelungener, entspannter Abschluss an diesem Tag. Hundemüde fielen wir auf unsere Matratzen und träumten von unseren gesammelten Eindrücken des zweiten Tages.
Vestkystruten Reisetagebuch - Tag 1 - Von Klanxbüll nach Ribe
Hey du!
Willkommen bei unserem Reisetagebuch, das uns daran erinnern wird, wie wir uns bei unserer Bikepacking-Reise im August 2022 von der dänisch-deutschen Grenze bis zum nördlichsten Punkt Dänemarks, dem Treffpunkt von Nordsee und Ostsee, durch die wunderschöne Landschaft Dänemarks begeben haben. Wir haben uns für diese Reise entschieden, da wir so die Möglichkeit hatten, die Landschaft auf eine aktive und umweltfreundliche Weise zu erkunden. Die Strecke betrug knapp 600 km und wir haben sie in 8 Tagen zurückgelegt, schließlich sollte es ein Urlaub werden und keine sportliche Herausforderung.
Wir hoffen, dass unsere Erlebnisse und Erfahrungen dich inspirieren werden, dich ebenfalls auf die Reise zu begeben und die Schönheit Dänemarks zu entdecken. Wir freuen uns, dass du uns auf unserem Abenteuer begleitest und hoffen, dass du genauso viel Freude an der Lektüre unseres Tagebuchs hast wie wir bei der Erstellung.
Also, schau dich um, mach es dir gemütlich und begleite uns auf unserer Reise durch Dänemark.
Liebe Grüße
Jana & Björn
Sonntag, 31. August 2022
Aufstehen – und zwar richtig früh, selbst für unsere Verhältnisse. Der erste Zug ging um 05:29 Uhr und genau diesen wollten wir erwischen, denn schließlich wollten wir möglichst viele Stunden des Tages nutzen. Die erste Herausforderung an diesem Tag kam schnell. Wir mussten unsere Fahrräder samt Gepäck aus der 4. Etage die Treppe hinunterbekommen, am besten ohne über die Stufen zu fallen. Nachdem wir das problemlos geschafft haben, hieß es "Auf zum Bahnhof" und ein erstes Wachwerden in der kühlen Morgenluft.
Um 08:11 Uhr erreichten wir und unsere schwer bepackten Fahrräder dann endlich unseren Startpunkt der Tour auf dem Nordseeküstenradweg (Vestkystruten) und unserer ersten geplanten Etappe: Klanxbüll.
Zwar hatten wir in Komoot die Strecke in 8 etwa gleich große Etappen aufgeteilt, wollten aber etwas spontan entscheiden, ob wir mehr oder weniger der geplanten Strecke fahren wollten. Auch hatten wir keine festen Shelter- oder Campingplätze eingeplant, damit wir zumindest etwas flexibel sein konnten.
Für den ersten Tag waren etwa 80 km in Richtung Ribe, welches die älteste Stadt in Dänemark ist, geplant. Die Geschichte von Ribe reicht bis weit in die frühe Wikingerzeit zurück und daher war die Stadt im Mittelalter eine der wichtigsten Hafenstädte in Dänemark. Die Altstadt soll auch heute noch entsprechend mittelalterlich aussehen.
Die ersten Kilometer an diesem Tag fuhren wir über Wege, die wir zum Teil schon kannten. Im April waren wir für einen Wochenendtrip und einen Zelttest bereits nach Dänemark gefahren. Wir zelteten auf Rømø und fuhren auf dem dänischen Festland wieder zurück nach Deutschland.
Der bekannte Weg führte uns entlang eines Deiches und vorbei an einer Menge Schafe, die wir freundlich grüßten und es gab auch noch eine Menge Asphalt und Straße auf diesem ersten Stück Nordseeküstenradweg an Dänemarks Westküste.
Da unsere Beine noch frisch und fit waren, kamen wir schneller als erwartet vorwärts. Der Himmel war bedeckt von den Wolken und es wehte nur ein leichter Wind. Vereinzelt ließ sich die Sonne blicken und sporadisch, bekamen wir ein paar Regentropfen ab. Die leichte Brise und der bewölkte Himmel sorgten für eine angenehme Temperatur beim Radfahren. Ins Schwitzen kamen wir an diesem Tag jedenfalls nicht so schnell.
Nach nur wenigen Stunden erreichten wir die schöne Altstadt von Ribe. Es war grau und es tröpfelte aus dem Himmel. Wir hielten kurz an, um uns die Ribe Domkirke (Dom zu Ribe) anzuschauen. Bei dieser Kirche handelt es sich um die älteste Domkirche des Landes mit einem fünfschiffigen Kirchenbau.
Vom Hunger und Regen getrieben suchten wir in Ribe den nächsten Supermarkt und entschieden uns dafür, nach dem Einkauf noch ein Stück weiter zu fahren. Auf Instagram hatte uns Lucas Goes Bikepacking einen Shelterplatz empfohlen, der nur etwa 12 km von Ribe entfernt war. Mit einem Rucksack voll einer Menge essbarer Leckereien machten wir uns schon wieder auf den Weg raus aus Ribe und noch ein Stück auf dem Nordseeküstenradweg entlang. Praktischerweise lag der Shelterplatz direkt auf dem Weg, sodass wir am nächsten Tag ohne Umwege direkt weiter fahren konnten.
Der schöne kleine Naturlagerplatz mit Toilettenhäuschen lag in Hillerup am Kongeå-Siel, abgeschieden in der schönen und einzigartigen Marschlandschaft und war mit zwei Sheltern versehen und lag direkt am Wasser. An diesem Platz kann man auch sein Kanu an Land ziehen, was wir, während wir so im Shelter saßen, mehrmals beobachten konnten.
Als wir ihn erreichten, trafen wir direkt auf andere Radreisende, die gerade dabei waren, zusammen in einen Shelter zu ziehen. Glück für uns, denn es bedeutete, dass wir in dieser Nacht kein Zelt aufbauen mussten und direkt im Shelter schlafen konnten.
Während wir es uns im Shelter gemütlich machten, unsere Luftmatrazen für die Nacht vorbereiteten und den Inhalt unserer Taschen überall verteilten, kamen wir mit den Anderen ins Gespräch. Einer von beiden war aus Bayern und schon eine ganze Weile auf dem Rad unterwegs, der andere kam aus den Niederlanden (eigentlich kam er aus den USA). Björn hörte gar nicht mehr auf zu quatschen, während ich anfing, etwas zu essen vorzubereiten. Denn natürlich meldete sich der Hunger immer deutlicher.
In der Zwischenzeit erreichte auch eine fünf-köpfige Familie aus Belgien den Platz und musste feststellen, dass sie diese Nacht nicht im Shelter, sondern im Zelt verbringen musste. Während wir uns in der Holzhütte entspannten, kochte die Familie zusammen Spaghetti.
Langsam wurde es ruhig auf dem Platz und alle Radreisenden verschwanden zur Dämmerung in ihre Nachtlager. So auch wir. Das war sie also, die erste Nacht draußen in Dänemark. Die ersten Kilometer in den Beinen und so viele mehr, die noch kommen sollten.
Müde kuschelten wir uns in unsere Schlafsäcke und wenn die Mücken nicht gewesen wäre, hätte die Nacht kaum besser sein können.
Unser erster Bikepacking Overnighter in Dänemark
An diesem Wochenende im April war unser zweiter Hochzeitstag und wir wollten das ganz besonders feiern. Deshalb haben wir uns auf unsere Räder geschwungen und sind auf ein Bikepacking-Abenteuer aufgebrochen, das uns auf die Inseln Sylt und Rømø führte. Die Sonne schien die ganze Zeit und die Landschaft war atemberaubend schön, aber leider hatten wir auch mit heftigen Böen bis zu 50 km/h zu kämpfen. Zusätzlich gab Janas Gangschaltung schon nach wenigen Kilometern den Geist auf, was bedeutete, dass sie die gesamte Tour mit nur einem Gang fahren musste. Trotzdem haben wir uns nicht unterkriegen lassen und sind unserem Ziel treu geblieben. In diesem Blogpost teilen wir unsere Erlebnisse und Erfahrungen mit euch und verraten, wie wir uns schlussendlich gegen die Widrigkeiten durchgesetzt haben.
Erster Zwischenstopp: Morsumer Kliff
Am frühen Morgen haben wir den Zug von Hamburg-Altona nach Sylt genommen und sind nach knapp drei Stunden Fahrt in Morsum ausgestiegen. Unser erstes Zwischenziel an diesem Tag war das Morsumer Kliff, das wir schon von unserem letzten Besuch auf der Insel in wunderschöner Erinnerung hatten. Dort wollten wir unser zweites Frühstück einnehmen und die Aussicht genießen. Schon auf dem kurzen Weg dorthin merkten wir, dass es ein windiger Tag werden würde. Aber wir ließen uns nicht beirren und machten uns auf den Weg. Schließlich waren wir ja gerade erst angekommen und hatten noch einiges vor uns an dem Tag. Als wir endlich am Morsumer Kliff ankamen, waren wir wieder einmal begeistert von der wunderschönen Aussicht, die sich uns bot. Wir aßen kurz einen Riegel und machten uns dann wieder auf den Weg.
Nichts ist schlimmer als Gegenwind, findet Jana. Gegenwind ist ihr Endgegner. Deshalb hofften wir, dass der Wind an diesem Tag noch drehen würde. Wir machten uns auf den Weg über schöne, aber holprige Feldwege und fuhren dann durch Keitum, das durch seine schönen altfriesischen Häuser immer wieder ein Hingucker ist. Als wir gerade den Sylter Flughafen neben uns liegen ließen, meldeten sich unsere Mägen. Leider hatte der Riegel am Kliff nicht gereicht, um unseren Hunger zu stillen. Eigentlich wollten wir Westerland nicht in unsere Route mit aufnehmen, aber es war der nächste Ort in diesem Moment. Wir hatten immer noch eine Rechnung offen mit Sylt und wollten es noch einmal mit Pommes versuchen. Vielleicht erinnerst du dich noch an unsere Sylt-Umrundung, bei der wir vergeblich nach einer Portion Pommes gesucht hatten. Dieses Mal waren wir erfolgreicher und fanden im "Münchner Hahn" das, wonach wir suchten. Natürlich, wieso auch nicht Pommes auf einer Nordseeinsel bei einem Imbiss mit bayerischem Bezug essen? Es lag doch nichts näher. Egal, satt und zufrieden machten wir uns wieder los.
Wir machten uns weiter auf den Weg entlang der Westküste, als plötzlich Janas Schaltung den Geist aufgab. Sie hatte schon vorher gemerkt, dass etwas nicht stimmte, aber jetzt schaltete sie überhaupt nicht mehr. Wir hatten zu Hause schon mal Probleme mit der Di2 und der Verbindung zum Akku gehabt, aber wir dachten, wir hätten sie in den Griff bekommen. Wir hatten uns geirrt. Und natürlich hatten wir das passende Werkzeug nicht dabei. Da war es, unser erstes Learning für die nächste Tour. Jetzt stand Jana also mit nur einem Gang da, aber sie gab nicht auf. Wir hatten einen kurzen Stopp an einem Strand eingeplant, der zum einen wunderschön war und zum anderen über einen sauberen Toiletten-Anhänger verfügte. An der Düne, die zwischen uns und dem Strand lag, musste Jana dann leider schieben, die Rampe und der Untergrund waren in Verbindung mit dem Gepäck am Rad und dem falschen Gang für sie so nicht fahrbar. Ich hätte mir den "Wer sein Rad liebt, der schiebt"-Spruch beim Vorbeifahren durchaus sparen können, aber manchmal rede ich erst und denke dann.
Auf Sylt mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, ist immer wieder ein Highlight für uns. So kommt man an die schönsten Ecken der Insel heran, Orte, die man vielleicht nur per Rad oder zu Fuß erreichen kann. Natürlich ist die Insel immer voll von Touristen, auch von E-Bike-Touristen. Aber hey, wir sind ja auch Touristen und haben deshalb kein Recht, uns zu beschweren. Wir wollen doch auch die schönen Orte sehen und genießen. Was macht uns also zu "besseren" Touristen als andere? Nichts. Also lassen wir das Gejammer und freuen uns, dass so viele Leute die Insel und ihre Schönheiten entdecken wollen.
Leider mussten wir unsere eigentliche Route etwas ändern, da wir nicht mehr ganz im Timing waren. Der Gegenwind und die defekte Schaltung waren nicht wirklich hilfreich. Wir entschlossen uns deshalb, den Ellenbogen, den nördlichsten Punkt der Insel (und Deutschlands), diesmal auszulassen, auch wenn es dort wunderschön ist und der Norden der Insel unser liebster Ort ist. Stattdessen wollten wir im Hafen von List eine Fähre früher nehmen und dadurch mehr Zeit auf Rømø haben. Jana war noch nie auf Rømø, aber ich schwärme immer so davon, dass sie sehr gespannt war. Sylt kannten wir ja schon, aber Rømø hatte noch so viele Geheimnisse für uns bereit. Also machten wir uns auf den Weg zum Hafen und freuten uns auf unsere nächste Abenteuerinsel.
Die Sylt-Fähre stand im Hafen schon bereit und war kurz vor der Abfahrt. Perfektes Timing! Mit der Fähre braucht man nur 30 Minuten von Sylt nach Rømø. Ein Ticket für eine Person inklusive Fahrrad kostet 12 Euro. Leider gab es auf der Fähre keine wirklich guten Plätze, um unsere Fahrräder abzustellen, oder wir haben sie übersehen. Also entschlossen wir uns, bei ihnen zu bleiben und sie festzuhalten. Dadurch sahen wir bedauerlicherweise nichts von der Landschaft während der Überfahrt und wurden zusätzlich von den durch die Vibrationen ausgelösten Alarmanlagen der Autos neben uns genervt. Aber wir waren ja bald am Ziel und freuten uns darauf, Rømø zu erkunden.
Die Fähre legte pünktlich in Havneby (der Hafen könnte dir bekannt vorkommen, falls du den Roman Polanski Film "The Ghost Writer" gesehen hast) an und wir durften nach den ganzen Autos von der Fähre runterfahren. Wir wurden von offensichtlich gut gelaunten, singenden Seeleuten verabschiedet und machten uns auf den Weg Richtung Sønderstrand. Rømø ist eine wunderschöne Insel, die es irgendwie schafft, Menschen in ihren Bann zu ziehen. Der Sandstrand ist endlos und der Himmel so unendlich blau. Wir hatten das Glück, dass das Wetter auf unserer Seite war und die Sonne weiter schien. Urplötzlich war auch der Wind weg. Wie großartig! So durfte es gern bleiben.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis sich ein richtiges Urlaubsgefühl einstellte. Ich fragte mich, wie es wäre, wenn wir hier mal für etwas länger bleiben würden, vielleicht sogar einen ganzen Monat. Mit unseren Jobs ist das ja durchaus möglich. Einziger Haken: unsere Katze, die uns leider davon abhält. Aber wie schön wäre es, wenn man vor oder nach der Arbeit oder zur Mittagspause mit dem Rad rausfahren und sich direkt in dieser wunderschönen skandinavischen Landschaft verlieren könnte. Es wäre schon etwas Besonderes, wenn man in solch einer atemberaubenden Umgebung arbeiten kann. Allerdings muss ich auch zugeben, dass Rømø eine recht kleine Insel ist und die Touren irgendwann vielleicht auch immer gleich aussehen würden. Das bekannte Sprichwort 'Das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite' scheint in diesem Fall wohl zuzutreffen. Trotzdem war es ein wirklich schöner Gedanke.
Mit diesen Gedanken im Kopf rollten wir weiter Richtung Lakolk Strand. Auf dem Campingplatz waren wir zunächst etwas verloren und fanden unseren Stellplatz für die Nacht nicht. Die grasüberwachsenen Steine mit den Nummern darauf waren schwer zu erkennen und wir hatten Schwierigkeiten, uns zurechtzufinden. Glücklicherweise konnten uns andere Camper helfen und wir fanden so schließlich unseren Platz. Es war das erste Mal, dass wir unser Zelt benutzten und wir mussten erst einmal herausfinden, wie der Aufbau genau funktioniert. Der Aufbau ist zwar kinderleicht, aber wenn es so windig ist wie es in dem Moment war, dann kann es schon etwas länger dauern. Es war in diesem Moment, in dem wir uns wohl wirklich über die Existenz von SUVs gefreut haben, denn unser Nachbar bot uns an, seinen als Windschutz vor unser Zelt zu stellen. Das hat wirklich sehr geholfen, so einen Panzer, als Windbrecher zu haben.
Als das Zelt endlich stand, machten wir uns auf den Weg zum Strand. Die Sonne schien immer noch und es war zwar windig, aber die Temperaturen waren noch angenehm. Jana war beim Anblick des Strands völlig beeindruckt von seiner Größe. Er ist 12 km lang und 1-3 km breit und dass dann auch noch Autos darauf fahren dürfen, war etwas völlig Neues für sie. Wir suchten uns in der Mitte des Strands hinter einer Mini-Düne Windschutz und riefen meine Mutter an, um ihr von unserem Abenteuer zu erzählen. Nach dem Telefonat machten wir uns auf den Weg bis ans Meer. Der Sand unter unseren Rädern knirschte und der Wind peitschte uns ins Gesicht. Als wir das Meer erreichten, war der Himmel noch immer in verschiedenen Rottönen gefärbt und der Sonnenuntergang war atemberaubend schön. Leider wurde es ziemlich schnell kalt und wir mussten uns auf den Rückweg machen. Trotzdem war es ein unvergesslicher Abend und wir freuten uns schon auf den nächsten Tag unserer Reise.
Zurück auf dem Campingplatz haben wir noch schnell etwas mit unserem kleinen Kocher gekocht und uns dann in die Schlafsäcke verkrochen. Natürlich nicht ohne zuvor die Räder doppelt und dreifach zu sichern. Wir haben zwar eine gute Fahrradversicherung, aber man weiß ja nie. …
Die erste Nacht im Zelt zusammen war spannend. Wir waren beide etwas nervös, ob alles klappen würde und ob wir genug Platz haben würden. Doch schon nach wenigen Minuten hatten wir uns an die Enge gewöhnt und fielen in einen tiefen Schlaf.
Am nächsten Morgen war ich vor Jana wach und weckte sie vorsichtig. Wir hatten beschlossen, zum Sonnenaufgang noch einmal die Insel etwas zu erkunden, ohne das Gepäck am Fahrrad. Die Nacht war leider nicht sehr erholsam gewesen. Im Schlafsack zu schlafen ist immer noch etwas ungewohnt und manchmal können die Geräusche, die entstehen, wenn sich jemand umdreht, ziemlich laut erscheinen. Egal, wir setzten unser Vorhaben um und entdeckten mitten in einem kleinen Waldstück einen See, der im Morgenlicht wunderschön aussah. Ich war zwar schon ein paar mal auf Rømø gewesen, aber der See war auch neu für mich. Nachdem wir gefrühstückt und das Zelt abgebaut und alles eingepackt hatten, machten wir uns auf den Weg. Der Wind hatte über Nacht etwas nachgelassen, aber jetzt nahm er wieder Fahrt auf.
Wir hatten bei der morgendlichen Tour gemerkt, dass Janas Gangschaltung plötzlich wieder funktionierte. Das machte den Ausblick auf den heutigen Tag etwas besser, denn sie hoffte nicht wieder, mit nur einem Gang gegen den Wind ankämpfen zu müssen. Vor allem nicht, da der Rømø-Damm vor uns lag. Der Damm verbindet die Insel mit dem dänischen Festland, ist knapp 10 km lang und es geht nur geradeaus durch das Wattenmeer.
Tja, wir hatten uns etwas zu früh gefreut, kaum hatten wir unsere Taschen wieder an den Fahrrädern befestigt, ging die Schaltung plötzlich wieder nicht mehr. Wir waren überfragt und dezent genervt. Aber wir wollten ja nicht wieder die Fähre nach Sylt nehmen, sondern über das dänische Festland zurückfahren. Also blieb uns nichts anderes übrig, als so weiterzufahren. Die Fahrt auf dem Damm war ein besonderes Erlebnis, obwohl es fraglich ist, ob es wirklich schön war. Es gibt auf der gesamten Strecke nur zwei oder drei Parkbuchten, in denen man sicher anhalten kann. Man wird von Autos und Wohnmobilen überholt, die zwar nicht zu nah an einem vorbeifahren, aber der Wind knallt dann umso heftiger rein, wenn er kurz durch einen Camper oder einen Lkw geblockt wurde. Es war ein wenig beängstigend, aber wir hatten keine andere Wahl, als tapfer durchzuhalten. Ich fuhr ununterbrochen vor Jana, um ihr zumindest etwas Windschatten zu geben. Ich glaube, mein Puls kam dort ziemlich ins Rasen, wir vom Tempo her eher weniger.
Nachdem wir den Rømø-Damm erfolgreich hinter uns gebracht hatten, die Hauptstraße verlassen und den ersten Schotterweg am Deich erreicht hatten, machten wir eine kurze Pause im Windschutz, um unseren Hochzeitstag mit einem riesigen Protein-Cookie zu feiern. Denn wie man weiß: ohne Mampf, kein Kampf! Während wir weiter auf dem schönen Schotterweg entlang am Deich fuhren, der Teil des Nordseeküstenradwegs ist, entdeckten wir überall süße Schaf-Babies, die uns neugierig beobachteten. Eines der Schafe stolperte fast vor unsere Räder. Glücklicherweise waren wir ohnehin schon langsam unterwegs, um den Lämmern ausweichen zu können und konnten wir rechtzeitig bremsen. Der starke Rückenwind machte uns das Fahren deutlich leichter und wir waren viel schneller unterwegs als erwartet. Kaum hatten wir die deutsche Grenze erreicht, spürten wir jedoch sofort wieder den Stress der Autofahrer. Wir fragten uns, wieso die Autofahrer in Dänemark so entspannt und umsichtig sind, während nur wenige Kilometer weiter plötzlich alle wie die letzten Henker fahren.
Wir hielten noch an einem Hofladen mit Selbstbedienungsautomat an und Jana holte uns zwei Flaschen Fritz-Cola, um die Wartezeit auf den Zug nach Hamburg etwas zu verkürzen. Da wir früher als gedacht in Klanxbüll ankamen, sahen wir den vorherigen Zug gerade noch wegfahren. So mussten wir eine Stunde warten, aber wenigstens hatten wir die Fritz-Cola, um uns die Zeit zu vertreiben.
Unser erster Overnighter war wirklich ein besonderes Erlebnis und wir haben viele schöne Erinnerungen daran. Wir haben gemerkt, dass wir das Radfahren in Dänemark wirklich genossen haben und werden sicherlich bald wieder eine Tour planen. Bis bald, Rømø!