Hochmotiviert planten wir unsere Tour in Richtung Lüneburger Heide für den 2. April, und plötzlich standen 130 km vor uns. Viel loser Untergrund, aber auch etwas Asphalt lag vor uns. Wohl wissend, dass wir auf dieser Tour sicher Hunger haben werden und die einzigen offenen Läden (Supermärkte) wegen der Osterfeiertage völlig überfüllt sein würden, habe ich am Vortag kleine Pizzabrötchen zum Mitnehmen gebacken. Nichts ist schlimmer, als unterwegs Hunger zu haben. Ich mag einfach vorbereitet sein.
So begannen wir am Samstagmorgen nach dem Frühstück bei etwa 2° Celsius gegen 8:30 Uhr unseren Tag.
Wir fuhren durch die Hafencity – ziemlich entspannt an diesem Morgen, denn ein großer Teil der Straßen war abgesperrt und überall standen Sicherheitskräfte herum. Angeblich fand hier ein Filmdreh statt, von dem wir nichts gesehen haben, aber viele Leute haben die Chance genutzt, hier für YouTube oder für Tik Tok zu drehen – wer weiß.
Dann kamen wir an der futuristischen U-Bahn-Station „Elbbrücken“ vorbei. Diese sieht architektonisch wirklich imposant aus. Von dort aus ging es über die alten Elbbrücken, die einen schönen Kontrast zum neuen U-Bahnhof bilden, und jedes Mal ein schöner Anblick sind, sowohl die Brücken selbst als auch der Blick über den Fluss zu den Landungsbrücken.
Wir fuhren durch Wilhelmsburg über kleine leere Straßen und Wege, vorbei an Kleingartenanlagen (von denen es hier eine ganze Menge gibt) und alten schönen Häusern. Die Überreste eines Osterfeuers lagen noch in der Luft, und wir kamen an einem solchen vorbei. Das Holz war noch ganz rauchig.
Um die Süderelbe zu überqueren, mussten wir über eine Autobahnbrücke fahren. Das Wasser unter uns glitzerte im Sonnenlicht und wir beobachteten kurz die Kajaks, die unter uns im Wasser fuhren. Am Ende der Brücke führte eine Treppe ins Grüne und entlang eines schönen Weges. In dem Glauben, dort entlang fahren zu müssen, trug ich mein Fahrrad hinunter und wir machten ein paar Fotos, um dann festzustellen, dass dies nicht der richtige Weg war und ich mein Fahrrad wieder hinauf tragen musste. Mit dem Fahrrad eine Treppe hinaufzusteigen macht immer viel Spaß. Nicht.
Jetzt war es endlich Zeit für eine Pause! Natürlich war ich (wir) hungrig, aber ich brauchte auch dringend einen Platz für eine Pinkelpause. Zum Glück fanden wir einen perfekten Platz für beides, an einem kleinen Weg, mit einem Windrad und ohne Menschen in Sichtweite. Wir freuten uns auf die leckeren Pizzabrötchen, mussten aber enttäuscht feststellen, dass diese etwas trocken waren. Aber immer noch besser als leere Mägen zu haben. Erleichtert und leicht gesättigt setzten wir unseren Weg fort.
Langsam tauchte immer mehr Natur um uns herum auf: das Seevetal. Der Weg führte entlang der Seeve. Die Seeve entspringt zwischen Handeloh und Undeloh und fließt, nachdem sie sich 40 km durch die Geest gewunden hat, in die Elbe. Es gab mehrere Wiesen voller Pferde und wir kamen durch einen kleinen Wald mit einer schönen Holzbrücke und gleich dahinter wartete eine alte Steinbrücke auf uns, die Viadukt-Eisenbahnbrücke über die Seeve bei Jesteburg.
In Richtung Undeloh fuhren wir durch ein schönes Waldgebiet. In einer Hütte fanden wir Grüße von Udo (wer auch immer Udo war) und einen künstlerisch gestalteten Rastplatz. Das Licht und der Wald hatten einen ganz eigenen Zauber.
Als wir schließlich Undeloh erreichten, öffnete sich die Heidelandschaft. Obwohl zu dieser Jahreszeit noch nicht viel blühte, ist der Blick über die Heide immer wieder schön. Wir wollten eine Pause einlegen und hatten dafür einen Platz ins Auge gefasst, der auf Komoot als Highlight aufgeführt war, eine Bank mit Blick auf die Heide. Doch dank des schönen Sonnentages waren die Bänke alle von Wanderern oder anderen Radfahrern besetzt. Also vorerst keine Rast für uns. Unsere Essensgelüste mussten noch etwas warten. Und so folgten wir weiter dem Weg durch die Heide, der zu einem kleinen Singletrail mit einigen Wurzeln wurde. Eine schöne Fahrt.
Schließlich fanden wir eine leere Bank für uns und ich konnte endlich etwas essen. Ein wenig erschöpft von den paar Höhenmetern, die wir einfach nicht gewohnt sind. Aber so ist das nun mal, wenn man in einer so flachen Region lebt. Jedes Stückchen Hügel wird zur Herausforderung.
Weiter ging es über Kopfsteinpflaster und sandige Wege. Wir mussten unsere Kräfte gut einsetzen, wir waren bei knapp 70km und im Grunde schon wieder auf dem Heimweg, ganz in der Nähe der Seeve auf einem Singletrail und durch das schöne Büsenbachtal.
Erschöpft und mit dem Wunsch, nur noch nach Hause zu fahren, fuhren wir durch das Naturschutzgebiet Brunsberg und dann weiter durch Wälder bei Buchholz und Rosengarten.
Leider gibt es hier kaum Bilder vom Rest der Strecke. Wie Björn (immer wieder) erwähnte, tat ihm jedes einzelne Körperteil weh, und jeder kleine Hügel, den wir erklimmen mussten, zehrte an unserer Energie, und ich träumte schon von einem leckeren Essen auf der Couch zu Hause. Wir fuhren weiter, um schnell nach Hause zu kommen.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren wir mehr am Meckern als am Genießen der Umgebung und der schönen Natur. Aber manchmal ist das eben so. Wir sind sehr ehrgeizig an die Strecke herangegangen, wohl wissend, dass wir schon lange nicht mehr so viele Kilometer am Stück gefahren sind. Wahrscheinlich haben wir auch die knapp 800 Höhenmeter direkt gespürt. Wir sind eben echte Flachlandmenschen.